Virtuelles Glück und echte Enttäuschte

[Weinheimer Nachrichten vom 28. Mai 2014]

Gemeinderatswahl: Nur eine Handvoll interessiert sich noch für die Ergebnisbekanntgabe im Rathaus / Stimmen der Gewinner und Verlierer.

Weinheim. Gestern um kurz nach 18 Uhr: Erleichterung im Weinheimer Rathaus. Nach Pleiten, Pech und Pannen bei der Zahlenübermittlung standen endlich die Ergebnisse von 57 der insgesamt 58 Wahlbezirke fest. Offenbar hatten viele Kandidaten noch gar nicht mit einem Ergebnis gerechnet. Denn als nach dem langen Hin und Her doch noch Zahlen, Namen und Prozente auf der kleinen Leinwand zu sehen waren, hatte sich gerade mal eine Handvoll Kommunalpolitiker versammelt.

Eine genaue Auskunft über die Ursache der massiven Übertragungsprobleme war nicht zu erhalten. Es habe allerdings nicht an der Stadt gelegen, hieß es. Im Vorfeld sei ein Testbetrieb simuliert worden, aber der Ernstfall, wenn 130 Rechner gleichzeitig am Netz hängen, sei vorher nicht darstellbar gewesen.

Labudda: Fleiß hat sich ausgezahlt

Carsten Labudda, Spitzenmann der Weinheimer Linken, saß lässig auf einem der Stadtratstische, schaute sich das “Happy”-Video aus der Zweiburgenstadt (siehe Bericht Seite 10) an und grinste. Denn er war wirklich happy, also glücklich. “Wir haben unser Wahlziel erreicht und einen Sitz dazugewonnen”, sagte er. Künftig ist Labudda nicht mehr Einzelkämpfer, sondern bekommt Unterstützung von seinem Parteikollegen Matthias Hördt. Und dass Labudda sein persönliches Stimmenergebnis im Vergleich zu 2009 fast verdoppelt hat, das freute ihn natürlich auch. “Der Fleiß hat sich ausgezahlt”, sagte er.

Kirgiane-Efremidis: sind ein Team

Besonders erfolgreich beim Stimmensammeln waren bei dieser Wahl übrigens mal wieder die Frauen. Unangefochtene Stimmenkönigin ist Stella Kirgiane-Efremidis (SPD) mit 8826 Stimmen. “Unser großes Ziel, stärkste Fraktion zu werden, haben wir zwar nicht erreicht, aber wir sind immerhin an die zweite Stelle vorgerückt. Das ist auch ein Erfolg”, sagte die SPD-Vorsitzende. Und weiter: “Im Wahlkampf haben wir uns als Team präsentiert.”

Kramer: Wir haben zugehört

Elisabeth Kramer von den Grünen/Alternative Liste (GAL) holte 7854 Stimmen. Sie informierte sich im Internet über den Ausgang der Wahl, und sagte: “Der Gemeinderat hat sich verkleinert und wir haben weiterhin sechs Sitze. Das ist doch toll.” Als besonderen Erfolg kann die GAL verbuchen, dass sie der CDU in Lützelsachsen einen Sitz abgeluchst hat. Stephanie Dober zieht mit 2030 Stimmen für “Saase” in den Gemeinderat ein. Mit Themen wie Landschaftsschutz und Bürgerbeteiligung hätten die Grünen auch dort gepunktet. “Wir haben zugehört”, sagte Kramer.

Haring: Sitzverluste schmerzen

Dass sich die Weinheimer CDU nach der turbulenten Nominierungsversammlung in einem “sehr schwierigen Umfeld bewegte”, räumte ihr Fraktionschef Holger Haring gestern in seiner ersten Stellungnahme zum Wahlergebnis ein. Vor diesem Hintergrund müsse man die Tatsache bewerten, dass die Christdemokraten stärkste Fraktion geblieben sind. In der Kernstadt, in Lützelsachsen und in Rippenweier wurde ein Stadtratsmandat verloren. “Diese drei Mandate schmerzen mich. Das müssen wir analysieren”, sagte Haring. Und wie bewertet er die Tatsache, dass Parteivorsitzender Roger Schäfer nicht in den Gemeinderat gewählt wurde, obwohl er auf einem vorderen Listenplatz stand? Haring: “So etwas ist nicht außergewöhnlich und schon gar kein Beinbruch. Roger Schäfer wurde einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Ich zweifle nicht an der Qualität seiner Arbeit.”

König: unheimlich gute Truppe

Die Tatsache, dass die neue Weinheimer Liste aus dem Stand Fraktionsstärke erreichte, freute Dr. Elke König ebenso wie die Tatsache, dass Christina Eitenmüller und der ehemalige Weinheim-Plus-Stadtrat Dr. Michael Lehner ihren Sitz im Gemeinderat behauptet haben. “Ich freue mich auch, dass Karl Bär als Vierter im Gemeinderat vertreten ist. Insgesamt sind wir eine unheimlich gute Truppe geworden”, sagte Elke König. Über weitere Entscheidungen, etwa in Bezug auf die Frage, wer den Fraktionsvorsitz übernehmen wird, wird sich die Weinheimer Liste erst noch intern beraten. König: “Wir freuen uns auf die Arbeit.”

Mackert: Ein doppelter Verlust

Katerstimmung dagegen bei den Freien Wählern, die mit 19,19 Prozent nur noch drittstärkste Kraft sind. Unsere Zeitung erreichte den Fraktionsvorsitzenden Gerhard Mackert – mit 6795 Stimmen erfolgreichster Mann – beim Krisentreffen im kleinen Kreis im Restaurant Hutter im Schloss. Seine Wählervereinigung verlor eineinhalb Prozentpunkte und zwei Sitze. Besonders enttäuschend für Mackert: Dr. Ditmar Flothmann, den er zum Nachfolger als Fraktionschef aufbauen wollte, kam trotz Listenplatz 2 nicht in den Gemeinderat. “Das ist ganz schlimm – ein doppelter Verlust”, sagte Mackert hörbar geschockt.

Breiling: Stehen als Verlierer da

Geknickt sah auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Günter Breiling aus. Seine Partei verlor fast vier Prozentpunkte, stellt künftig nur noch zwei statt vier Stadträte und verlor ihren Fraktionsstatus. Breiling wurde direkt gewählt, Susanne Krüger rutscht über ein Ausgleichsmandant ins Gremium. Breiling sprach ganz offen von einer “Wahlniederlage”. “Wir stehen bei der Kommunalwahl als Verlierer da”, sagte er. Der Sinkflug der FDP sei ja bereits auf Bundesebene und bei der Europawahl spürbar gewesen. Ob es nun an der Zeit sei, das kommunalpolitische Profil zu schärfen? “Das ist eine Frage, die man immer bejahen kann”, so Breiling.

Öksüz: Erfahrungen gesammelt

Keine Rolle spielte bei der Kommunalwahl die Partei “Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit” (BIG). Celal Öksüz war dennoch keineswegs enttäuscht. “Wir danken unseren Wählern. Wir haben erste Erfahrungen gesammelt, und manches wird uns eine Lehre sein. Wir müssen beim nächsten Mal die Öffentlichkeit mehr erreichen.” Eine Eintagsfliege soll dieser Wahlkampf allerdings nicht gewesen sein. Öksüz: “Unser Engagement ist langfristig zu sehen.” vmr/dra

Heute werden im Rathaus – endlich – die Ergebnisse der Kreistagswahl und der Wahl der Ortschaftsräte erwartet. Aktuelle Infos gibt es auch unter www.wnoz.de und www.facebook.com/wnoz.de

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