Ein "Jawoll-ja" für den Ökostrom
[Rhein-Neckar-Zeitung vom 29. Juni 2012]
Weinheim bezieht im kommenden Jahr über die Stadtwerke sämtliche Energie aus regenerativen Quellen.
Weinheim. Die Stadt Weinheim wird im kommenden Jahr den Strombedarf sämtlicher öffentlicher Gebäude und Einrichtungen sowie die Straßenbeleuchtung zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen von der Weinheimer Stadtwerke GmbH (SWW) beziehen. Der Gemeinderat hat sich am Dienstag bei einer Gegenstimme von Dr. Günter Bäro (Freie Wähler) und einer Enthaltung von Günter Breiling (FDP) nahezu einmütig für einen entsprechenden Vertrag mit den SWW ausgesprochen. Die Stadt benötigt zurzeit etwa 6,8 Millionen Kilowattstunden jährlich und zahlt dafür rund eine Million Euro.
Von Armin Guzy
Vor der Abstimmung hatte Diplom-Ingenieur Herbert Freischlad, Geschäftsführer der energiewirtschaftlichen Beratungsfirma Enerko GmbH, dem Gremium das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung für die Stromversorgung der Stadt informiert. Die Enerko hatte im Auftrag der Stadt den günstigsten Bieter gesucht und ein Modell zur Risikostreuung entworfen. Insgesamt hatten sechs Stromlieferanten auf die Ausschreibung reagiert. Die meisten davon stammen aus der näheren Umgebung, es sei aber tatsächlich auch ein indisches IT-Unternehmen darunter gewesen, bemerkte Freischlad zur allgemeinen Erheiterung.
Dieser Bieter hatte die Angelegenheit dann aber nicht weiterverfolgt. Weil alle Mitbewerber das Ökostromlabel führen, hatte letztlich der deutliche Preisunterschied den Ausschlag gegeben: Die SWW sind mit großem Abstand der günstigste Bieter. Sie verlangen pro Megawattstunde lediglich einen Euro Aufschlag auf den Börsenpreis, während der teuerste Mitbieter satte 15 Euro berechnet. Daher empfahl die Enerko auch "mit großer Überzeugung" die Vergabe an die Stadtwerke. Allerdings stellte Freischland auch klar, dass das Angebot der SWW "definitiv ein sportlicher Preis" sei, der die Stadtwerke zwar nicht ruiniere, aber sicher auch nicht reich mache.
Der Ingenieur verdeutlichte den Räten außerdem die komplizierte Zusammensetzung des Strompreises: Lediglich knapp 30 Prozent der Gesamtkosten entfallen auf Herstellung und Gewinnmarge. Die restlichen 70 Prozent setzen sich zusammen aus Steuern, Abgaben, Netzentgelte und der EEG-Umlage.
Der Vertrag zwischen Stadt und SWW soll zunächst für 2013 gelten, mit der Option, die Laufzeit bis Ende 2014 zu verlängern. Mit der vergleichsweise kurzen Vertragsdauer will die Stadt flexibel bleiben, um schnell auf Markänderungen reagieren zu können. Außerdem haben die SWW zugesichert, dass die Bezugspreise bis zu sechsmal jährlich korrigiert werden können, wenn der Strom auf dem Markt billiger angeboten wird.
Für den Ökostrom muss die Stadt gegenüber "normalem" Strom jährlich etwa 700 Euro mehr zahlen. Diesen geringen Mehrkosten stehen Imagegewinn und Vorbildfunktion der Stadt gegenüber - beides Argumente, die für eine breite Zustimmung aller Fraktionen sorgten. Vor allem die GAL sah sich in ihrer wiederholt vorgetragenen Forderung nach einer kommunalen Energiewende bestätigt. Und Carsten Labuda von den Linken sprach gar von einer "super Sache" und stimmte mit einem "Jawoll-ja" zu.
Weinheim bezieht im kommenden Jahr über die Stadtwerke sämtliche Energie aus regenerativen Quellen.
Weinheim. Die Stadt Weinheim wird im kommenden Jahr den Strombedarf sämtlicher öffentlicher Gebäude und Einrichtungen sowie die Straßenbeleuchtung zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen von der Weinheimer Stadtwerke GmbH (SWW) beziehen. Der Gemeinderat hat sich am Dienstag bei einer Gegenstimme von Dr. Günter Bäro (Freie Wähler) und einer Enthaltung von Günter Breiling (FDP) nahezu einmütig für einen entsprechenden Vertrag mit den SWW ausgesprochen. Die Stadt benötigt zurzeit etwa 6,8 Millionen Kilowattstunden jährlich und zahlt dafür rund eine Million Euro.
Von Armin Guzy
Vor der Abstimmung hatte Diplom-Ingenieur Herbert Freischlad, Geschäftsführer der energiewirtschaftlichen Beratungsfirma Enerko GmbH, dem Gremium das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung für die Stromversorgung der Stadt informiert. Die Enerko hatte im Auftrag der Stadt den günstigsten Bieter gesucht und ein Modell zur Risikostreuung entworfen. Insgesamt hatten sechs Stromlieferanten auf die Ausschreibung reagiert. Die meisten davon stammen aus der näheren Umgebung, es sei aber tatsächlich auch ein indisches IT-Unternehmen darunter gewesen, bemerkte Freischlad zur allgemeinen Erheiterung.
Dieser Bieter hatte die Angelegenheit dann aber nicht weiterverfolgt. Weil alle Mitbewerber das Ökostromlabel führen, hatte letztlich der deutliche Preisunterschied den Ausschlag gegeben: Die SWW sind mit großem Abstand der günstigste Bieter. Sie verlangen pro Megawattstunde lediglich einen Euro Aufschlag auf den Börsenpreis, während der teuerste Mitbieter satte 15 Euro berechnet. Daher empfahl die Enerko auch "mit großer Überzeugung" die Vergabe an die Stadtwerke. Allerdings stellte Freischland auch klar, dass das Angebot der SWW "definitiv ein sportlicher Preis" sei, der die Stadtwerke zwar nicht ruiniere, aber sicher auch nicht reich mache.
Der Ingenieur verdeutlichte den Räten außerdem die komplizierte Zusammensetzung des Strompreises: Lediglich knapp 30 Prozent der Gesamtkosten entfallen auf Herstellung und Gewinnmarge. Die restlichen 70 Prozent setzen sich zusammen aus Steuern, Abgaben, Netzentgelte und der EEG-Umlage.
Der Vertrag zwischen Stadt und SWW soll zunächst für 2013 gelten, mit der Option, die Laufzeit bis Ende 2014 zu verlängern. Mit der vergleichsweise kurzen Vertragsdauer will die Stadt flexibel bleiben, um schnell auf Markänderungen reagieren zu können. Außerdem haben die SWW zugesichert, dass die Bezugspreise bis zu sechsmal jährlich korrigiert werden können, wenn der Strom auf dem Markt billiger angeboten wird.
Für den Ökostrom muss die Stadt gegenüber "normalem" Strom jährlich etwa 700 Euro mehr zahlen. Diesen geringen Mehrkosten stehen Imagegewinn und Vorbildfunktion der Stadt gegenüber - beides Argumente, die für eine breite Zustimmung aller Fraktionen sorgten. Vor allem die GAL sah sich in ihrer wiederholt vorgetragenen Forderung nach einer kommunalen Energiewende bestätigt. Und Carsten Labuda von den Linken sprach gar von einer "super Sache" und stimmte mit einem "Jawoll-ja" zu.
labudda - 29. Jun, 10:38
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