"Er hat Unglaubliches geleistet und ist Mensch geblieben"
Manfred Maier sprach auf Einladung der Weinheimer Linken über den Hitler-Attentäter Johann Georg Elser.
[Rhein-Neckar-Zeitung vom 10. November 2010]
Weinheim. (stek) Ein einzelner Mann steht auf und versucht, die Weltgeschichte zu verändern. Aber kaum jemand kennt heute Johann Georg Elser. Im Herbst 1939, die deutsche Wehrmacht hatte gerade Polen überrannt, arbeitete der Tischler an seinem Plan, Adlf Hitler in die Luft zu sprengen. Ganz auf sich gestellt, trachtete Elser am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller dem Diktator nach dem Leben.
An das Attentat und den Menschen Johann Georg Elser erinnerte am Montagabend Manfred Maier vom Georg-Elser-Arbeitskreis Heidenheim. Es war ein beeindruckender Vortrag, den Maier auf Einladung der Linken im Alten Rathaus hielt. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit Elser und versucht, sein Bild in der deutschen Geschichte zu verändern.
Die Eckdaten sind schnell erzählt. Geboren wurde Elser am 4. Januar 1939 im württembergischen Hermaringen. Wenige Monate später zog die Familie nach Königsbronn. Nach Volksschule und Schreinerlehre arbeitete er in verschiedenen Berufen und erhielt 1936 bei der Firma Waldenmaier, Armaturenfabrik, in Heidenheim einen Arbeitsplatz. Spätestens seit 1938 wusste Elser von einer Sonderabteilung für Rüstungsaufträge und damit im Endeffekt auch von den Kriegsplänen der Nationalsozialisten. Wenige Wochen später stand für ihn fest, dass Hitler beseitigt werden muss, wenn das Blutvergießen noch gestoppt werden soll. Nach Monaten der vorbereitung und Planung zündete er im Bürgerbräukeller eine Bombe.
Das das Attentat fehl schlug, lag daran, dass Hitler die Versammlung 13 Minuten vor der Explosion verließ. Wegen des schlechten Wetters musste der "Führer" mit dem Zug und nicht mit dem Flugzeug nach Berlin zurückreisen. Für Elser folgte nach seiner Verhaftung kurz vor der Schweizer Grenze ein Martyrium über fünf Jahre. Zu Beginn im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert, sperrten ihn die Nationalsozialisten in Dachau ein. Am 9. April 1945, wenige Wochen vor dem Ende des zweiten Weltkrieges, wurde Elser mit einem Genickschuss hingerichtet.
Um die außerordentliche Leistung, sich zu diesem Zeitpunkt gegen Hitler zu stellen, zu verdeutlichen, spielte Maier einige Minuten einer Rede Hitlers aus dem Bürgerbräukeller vor - einschließlich der Begeisterungsstürme, die die Rede auslöste. 1939 war Elser sicher nicht der Einzige, der sich von Hitler abwandte, aber er war der Einzige, der handelte. Die Ängste, Zweifel und Einsamkeit dieses Menschen sind kaum nachzuvollziehen. "Allein gegen den fast gottgleichen Führer und ein ganzes Volk. Damit bewies er wahrhaftig Zivilcourage, als es in Deutschland daran am meisten mangelte", erläuterte Maier.
In seinem Vortrag machte er sich auch Gedanken darüber, wie sich die Geschichte nach einem erfolgreichen Attentag entwickelt hätte. Sicher wäre für Hitler ein riesiges Monument errichtet worden. Doch angesichts der ausbrechenden Nachfolgstreitigkeiten, vermutete der Referent, wäre der zweite Weltkrieg sehr schnell beendet gewesen. Auch die Vernichtung der sechs Millionen Juden hätte es vermutlich nicht gegeben. Maier wunderte sich, dass heute kaum an Elser erinnert wird. Gründe dafür nannte er. Elser gehörte keiner gesellschaftlichen Gruppe an, war kein Militär, Adliger, Akademiker oder Industrieller und konnte von den Eliten also kaum vereinnahmt werden. Elser und sein Tun wirkten auf viele Eliten eher beschämend. Sah er doch, was sie nicht sehen wollten oder konnten.
Trozdem werde es höchste Zeit, so Maier, diesem Mann seinen Platz in der Geschichte als bedeutender Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime einzuräumen. Weinheim hat seit zwei Jahren eine Elserstraße und vielleicht wird im kommenden Jahr in Berlin an der Wilhelmstraße ein Denkmal für Johann Georg Elser enthüllt. "Dieser Mann hat Unglaubliches geleistet und ist in den dunkelsten Stunden Deutschlands Mensch geblieben."
[Rhein-Neckar-Zeitung vom 10. November 2010]
Weinheim. (stek) Ein einzelner Mann steht auf und versucht, die Weltgeschichte zu verändern. Aber kaum jemand kennt heute Johann Georg Elser. Im Herbst 1939, die deutsche Wehrmacht hatte gerade Polen überrannt, arbeitete der Tischler an seinem Plan, Adlf Hitler in die Luft zu sprengen. Ganz auf sich gestellt, trachtete Elser am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller dem Diktator nach dem Leben.
An das Attentat und den Menschen Johann Georg Elser erinnerte am Montagabend Manfred Maier vom Georg-Elser-Arbeitskreis Heidenheim. Es war ein beeindruckender Vortrag, den Maier auf Einladung der Linken im Alten Rathaus hielt. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit Elser und versucht, sein Bild in der deutschen Geschichte zu verändern.
Die Eckdaten sind schnell erzählt. Geboren wurde Elser am 4. Januar 1939 im württembergischen Hermaringen. Wenige Monate später zog die Familie nach Königsbronn. Nach Volksschule und Schreinerlehre arbeitete er in verschiedenen Berufen und erhielt 1936 bei der Firma Waldenmaier, Armaturenfabrik, in Heidenheim einen Arbeitsplatz. Spätestens seit 1938 wusste Elser von einer Sonderabteilung für Rüstungsaufträge und damit im Endeffekt auch von den Kriegsplänen der Nationalsozialisten. Wenige Wochen später stand für ihn fest, dass Hitler beseitigt werden muss, wenn das Blutvergießen noch gestoppt werden soll. Nach Monaten der vorbereitung und Planung zündete er im Bürgerbräukeller eine Bombe.
Das das Attentat fehl schlug, lag daran, dass Hitler die Versammlung 13 Minuten vor der Explosion verließ. Wegen des schlechten Wetters musste der "Führer" mit dem Zug und nicht mit dem Flugzeug nach Berlin zurückreisen. Für Elser folgte nach seiner Verhaftung kurz vor der Schweizer Grenze ein Martyrium über fünf Jahre. Zu Beginn im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert, sperrten ihn die Nationalsozialisten in Dachau ein. Am 9. April 1945, wenige Wochen vor dem Ende des zweiten Weltkrieges, wurde Elser mit einem Genickschuss hingerichtet.
Um die außerordentliche Leistung, sich zu diesem Zeitpunkt gegen Hitler zu stellen, zu verdeutlichen, spielte Maier einige Minuten einer Rede Hitlers aus dem Bürgerbräukeller vor - einschließlich der Begeisterungsstürme, die die Rede auslöste. 1939 war Elser sicher nicht der Einzige, der sich von Hitler abwandte, aber er war der Einzige, der handelte. Die Ängste, Zweifel und Einsamkeit dieses Menschen sind kaum nachzuvollziehen. "Allein gegen den fast gottgleichen Führer und ein ganzes Volk. Damit bewies er wahrhaftig Zivilcourage, als es in Deutschland daran am meisten mangelte", erläuterte Maier.
In seinem Vortrag machte er sich auch Gedanken darüber, wie sich die Geschichte nach einem erfolgreichen Attentag entwickelt hätte. Sicher wäre für Hitler ein riesiges Monument errichtet worden. Doch angesichts der ausbrechenden Nachfolgstreitigkeiten, vermutete der Referent, wäre der zweite Weltkrieg sehr schnell beendet gewesen. Auch die Vernichtung der sechs Millionen Juden hätte es vermutlich nicht gegeben. Maier wunderte sich, dass heute kaum an Elser erinnert wird. Gründe dafür nannte er. Elser gehörte keiner gesellschaftlichen Gruppe an, war kein Militär, Adliger, Akademiker oder Industrieller und konnte von den Eliten also kaum vereinnahmt werden. Elser und sein Tun wirkten auf viele Eliten eher beschämend. Sah er doch, was sie nicht sehen wollten oder konnten.
Trozdem werde es höchste Zeit, so Maier, diesem Mann seinen Platz in der Geschichte als bedeutender Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime einzuräumen. Weinheim hat seit zwei Jahren eine Elserstraße und vielleicht wird im kommenden Jahr in Berlin an der Wilhelmstraße ein Denkmal für Johann Georg Elser enthüllt. "Dieser Mann hat Unglaubliches geleistet und ist in den dunkelsten Stunden Deutschlands Mensch geblieben."
labudda - 10. Nov, 10:46
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