Weinheimer ZOB-Platz bleibt namenlos
[Weinheimer Nachrichten vom 20. März 2014]
Gemeinderat: SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Metzeltin zieht seinen Antrag für einen „Willy-Brandt-Platz“ nach engagierter Debatte zurück.
Weinheim. Wie soll der Platz vor dem Weinheimer Hauptbahnhof heißen, auf dem am 6. April der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) eingeweiht wird? Willy-Brandt-Platz (SPD-Vorschlag), Nelson-Mandela-Platz (Weinheim Plus), Leo-Seib-Platz (Linke), Dietrich-Neitzel-Platz (Junge Union) oder vielleicht doch Zwei-Burgen-Platz, was bei einer Umfrage unserer Zeitung auf Facebook der Favorit war? Es wurde viel darüber diskutiert in den vergangenen Wochen. Gestern Abend hat der Gemeinderat entschieden: Der ZOB bleibt namenlos.
Die Stadträte folgten damit letztlich der Empfehlung der Stadtverwaltung. Diese hatte argumentiert, dass sich der ZOB ja in der Straße „Am Hauptbahnhof“ befindet, welche durch ihre direkte Anbindung an die B 3 für Ortsfremde gut auffindbar sei. Eine eigenständige Adresse für den ZOB würde diese Straße gewissermaßen durchtrennen und die Orientierung erschweren. Außerdem würde es kein einziges Gebäude geben, das als Adresse den Namen des Platzes trüge.
Als sich im Gemeinderat abzeichnete, dass es keine Mehrheit für Willy Brandt geben würde, riet Uli Sckerl (Grüne/Alternative Liste) der SPD dringend, ihren Antrag zurückzuziehen. „Es wäre unwürdig und provinziell, wenn Weinheim damit Schlagzeilen macht, dass es einen Willy-Brandt-Platz abgelehnt hat. Das haben weder Willy Brandt noch Weinheim verdient“, so Sckerl. Das sah schließlich auch der zerknirschte SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Metzeltin ein und zog den Antrag zurück.
Kurios: Es ist das zweite Mal in der Weinheimer Stadtgeschichte, dass der Versuch, diesem Platz einen Namen zu geben, scheitert. Vor 50 Jahren wollte der Gemeinderat den Platz nämlich nach John F. Kennedy benennen. Doch die US-Botschaft lehnte damals dankend ab: Man habe sich den Platz angeschaut und sei zu der Überzeugung gekommen, dass er der historischen Rolle des ehemaligen US-Präsidenten nicht gerecht werde.
Metzeltin begründete gestern den Antrag seiner Fraktion damit, dass Willy Brandt ein herausragender deutscher Politiker sei, der zudem viermal in Weinheim war, was seine besondere Verbundenheit zur Zweiburgenstadt belege. Außerdem hätten schon viele deutsche Städte ihrem Bahnhofsplatz seinen Namen gegeben, sodass der Name auch für Ortsfremde eine gute Orientierung wäre. Das sah Holger Haring (CDU) allerdings anders: „Das ist eine reine Verkehrsfläche. Da wohnt keiner, hoffentlich auch kein Obdachloser.“
Für Gerhard Mackert (Freie Wähler) ist der ZOB „eigentlich gar kein Platz“, und auch Günter Breiling (FDP) folgte der Argumentation der Verwaltung. Das tat auch die GAL, wenngleich Elisabeth Kramer Verständnis für den Wunsch der SPD äußerte, Willy Brandt auf diese Weise zu würdigen. Carsten Labudda (Linke) war nach eigenem Bekunden zunächst begeistert von der Idee, aber die Argumente der Verwaltung seien schlüssig. Ein besserer Ort für einen Willy-Brandt-Platz wäre nach Ansicht der Linken in der Weststadt, und zwar an der OEG-Haltestelle Blumenstraße – in direkter Nachbarschaft zur Kurt-Schumacher-Straße, Theodor-Heuss-Straße, Konrad-Adenauer-Straße und dem Friedrich-Ebert-Ring.
Dr. Michael Lehner (Weinheim Plus) hatte noch eine andere Idee: Er schlug vor, bei der Kommunalwahl am 25. Mai eine Bürgerumfrage zu machen. Nicht zuletzt die Debatte in den Weinheimer Nachrichten habe doch gezeigt, dass das Interesse der Bevölkerung an diesem Thema groß ist. Vielleicht ließe sich dadurch sogar die Beteiligung bei der Kommunalwahl steigern. Oberbürgermeister Heiner Bernhard warnte vor einem solchen Schritt. Dafür sei das Thema nicht wichtig genug.
Und die gut gemeinte Umfrage könnte bei den Bürgern eher das Gegenteil erreichen, frei nach dem Motto: „Sonst macht die Stadt doch auch, was sie will. Aber ausgerechnet dazu fragen sie uns jetzt.“ Das sah Lehner ein und zog seinen Antrag ebenfalls zurück.
ZOB als „OB-Reserve“
Zuvor hatte er allerdings die Lacher auf seiner Seite, als er – im Scherz – der Verwaltung unterstellte, sie wolle den Platz für OB Bernhard freihalten. Die Großprojekte der vergangenen Jahre hätten ja alle schon Namen, noch nicht einmal einen „Heiner-Bernhard-Tunnel“ gebe es. Und es sei fraglich, ob die Oberflockenbacher eine Heiner-Bernhard-Halle wollen. Da biete sich der ZOB als OB-Reserve ja geradezu an. pro
Gemeinderat: SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Metzeltin zieht seinen Antrag für einen „Willy-Brandt-Platz“ nach engagierter Debatte zurück.
Weinheim. Wie soll der Platz vor dem Weinheimer Hauptbahnhof heißen, auf dem am 6. April der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) eingeweiht wird? Willy-Brandt-Platz (SPD-Vorschlag), Nelson-Mandela-Platz (Weinheim Plus), Leo-Seib-Platz (Linke), Dietrich-Neitzel-Platz (Junge Union) oder vielleicht doch Zwei-Burgen-Platz, was bei einer Umfrage unserer Zeitung auf Facebook der Favorit war? Es wurde viel darüber diskutiert in den vergangenen Wochen. Gestern Abend hat der Gemeinderat entschieden: Der ZOB bleibt namenlos.
Die Stadträte folgten damit letztlich der Empfehlung der Stadtverwaltung. Diese hatte argumentiert, dass sich der ZOB ja in der Straße „Am Hauptbahnhof“ befindet, welche durch ihre direkte Anbindung an die B 3 für Ortsfremde gut auffindbar sei. Eine eigenständige Adresse für den ZOB würde diese Straße gewissermaßen durchtrennen und die Orientierung erschweren. Außerdem würde es kein einziges Gebäude geben, das als Adresse den Namen des Platzes trüge.
Als sich im Gemeinderat abzeichnete, dass es keine Mehrheit für Willy Brandt geben würde, riet Uli Sckerl (Grüne/Alternative Liste) der SPD dringend, ihren Antrag zurückzuziehen. „Es wäre unwürdig und provinziell, wenn Weinheim damit Schlagzeilen macht, dass es einen Willy-Brandt-Platz abgelehnt hat. Das haben weder Willy Brandt noch Weinheim verdient“, so Sckerl. Das sah schließlich auch der zerknirschte SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Metzeltin ein und zog den Antrag zurück.
Kurios: Es ist das zweite Mal in der Weinheimer Stadtgeschichte, dass der Versuch, diesem Platz einen Namen zu geben, scheitert. Vor 50 Jahren wollte der Gemeinderat den Platz nämlich nach John F. Kennedy benennen. Doch die US-Botschaft lehnte damals dankend ab: Man habe sich den Platz angeschaut und sei zu der Überzeugung gekommen, dass er der historischen Rolle des ehemaligen US-Präsidenten nicht gerecht werde.
Metzeltin begründete gestern den Antrag seiner Fraktion damit, dass Willy Brandt ein herausragender deutscher Politiker sei, der zudem viermal in Weinheim war, was seine besondere Verbundenheit zur Zweiburgenstadt belege. Außerdem hätten schon viele deutsche Städte ihrem Bahnhofsplatz seinen Namen gegeben, sodass der Name auch für Ortsfremde eine gute Orientierung wäre. Das sah Holger Haring (CDU) allerdings anders: „Das ist eine reine Verkehrsfläche. Da wohnt keiner, hoffentlich auch kein Obdachloser.“
Für Gerhard Mackert (Freie Wähler) ist der ZOB „eigentlich gar kein Platz“, und auch Günter Breiling (FDP) folgte der Argumentation der Verwaltung. Das tat auch die GAL, wenngleich Elisabeth Kramer Verständnis für den Wunsch der SPD äußerte, Willy Brandt auf diese Weise zu würdigen. Carsten Labudda (Linke) war nach eigenem Bekunden zunächst begeistert von der Idee, aber die Argumente der Verwaltung seien schlüssig. Ein besserer Ort für einen Willy-Brandt-Platz wäre nach Ansicht der Linken in der Weststadt, und zwar an der OEG-Haltestelle Blumenstraße – in direkter Nachbarschaft zur Kurt-Schumacher-Straße, Theodor-Heuss-Straße, Konrad-Adenauer-Straße und dem Friedrich-Ebert-Ring.
Dr. Michael Lehner (Weinheim Plus) hatte noch eine andere Idee: Er schlug vor, bei der Kommunalwahl am 25. Mai eine Bürgerumfrage zu machen. Nicht zuletzt die Debatte in den Weinheimer Nachrichten habe doch gezeigt, dass das Interesse der Bevölkerung an diesem Thema groß ist. Vielleicht ließe sich dadurch sogar die Beteiligung bei der Kommunalwahl steigern. Oberbürgermeister Heiner Bernhard warnte vor einem solchen Schritt. Dafür sei das Thema nicht wichtig genug.
Und die gut gemeinte Umfrage könnte bei den Bürgern eher das Gegenteil erreichen, frei nach dem Motto: „Sonst macht die Stadt doch auch, was sie will. Aber ausgerechnet dazu fragen sie uns jetzt.“ Das sah Lehner ein und zog seinen Antrag ebenfalls zurück.
ZOB als „OB-Reserve“
Zuvor hatte er allerdings die Lacher auf seiner Seite, als er – im Scherz – der Verwaltung unterstellte, sie wolle den Platz für OB Bernhard freihalten. Die Großprojekte der vergangenen Jahre hätten ja alle schon Namen, noch nicht einmal einen „Heiner-Bernhard-Tunnel“ gebe es. Und es sei fraglich, ob die Oberflockenbacher eine Heiner-Bernhard-Halle wollen. Da biete sich der ZOB als OB-Reserve ja geradezu an. pro
labudda - 20. Mär, 12:51
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