Kleine Sticheleien und viel Hoffnung

[Weinheimer Nachrichten vom 22. Februar 2012]

Weinheim. Christian Wulff (CDU) ist als Bundespräsident zurückgetreten, jetzt soll es Joachim Gauck richten - als Kandidat aller Parteien. Aber ist der Konsens darüber, wer das nächste Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland wird, wirklich so breit? Die WN haben bei Weinheims Kommunalpolitikern nachgefragt: Ist Gauck auch ihr Wunschkandidat und was erwarten sie von ihm als neuem Bundespräsidenten?

Jubelstimmung herrscht bei der SPD. Wolfgang Metzeltin, Chef der SPD-Fraktion im Gemeinderat, sagt: "Gauck war schon vor zwei Jahren mein Wunschkandidat. Ich hätte sogar verstanden, wenn er nun gesagt hätte: ,Ich mag jetzt nicht mehr!’ Ich hoffe nur, die Wahl ist jetzt tatsächlich in trockenen Tüchern."

Neue Würde in Sicht

Auch die Grünen freuen sich über Gaucks Kandidatur, bestätigt Elisabeth Kramer, Fraktionsvorsitzende der Grünen Alternativen Liste (GAL). "Ganz klar, dass sich Frau Merkel erstmal gegen Gauck gewehrt hat. Der ist eine sehr starke Persönlichkeit und wird niemandem nach dem Mund reden - weder uns noch der Bundeskanzlerin. Ich bin mir aber sicher, dass durch ihn das Amt des Bundespräsidenten wieder zu neuer Würde gelangt."

Würdevoll soll es zwischen der Union und der FDP ja nicht gerade zugegangen sein, als über den gemeinsamen Kandidaten beraten wurde. Das spürt man nicht nur im fernen Berlin, sondern auch in der Zweiburgenstadt wird gestichelt. CDU-Fraktionschef Holger Haring ist zwar überzeugt, dass Gauck "seine neue Aufgabe in seiner Bescheidenheit gut ausführen wird - ich hoffe ohne Glamour." Aber mit der Bundes-FDP hat auch er ein Hühnchen zu rupfen. "Da halte ich es mit den Worten meines Parteikollegen Wolfgang Bosbach: Man sieht sich immer zweimal im Leben!" sagt Haring.

Und auch Gerhard Mackert, Chef der Freien Wähler im Gemeinderat versteht den Groll der Union. Er sagt: "Die FDP hätte sich schon mit ihrem Koalitionspartner absprechen müssen, bevor sie an die Öffentlichkeit geht." In Gauck sieht er einen guten Kandidaten. "Wir sind jetzt durch zwei, fast schon erzwungene Rücktritte, gebeutelt. Gauck ist sicher jemand, der wieder Ruhe in die Sache bringt. Er ist vertrauenswürdig für breite Schichten der Bevölkerung.

Erklärte Kommunalpolitiker wie Peter Lautenschläger (Weinheim Plus) halten sich beim Gauck-Trubel dezent zurück. Aber: "Persönlich ist er mir sympathisch. Allerdings liegt das Problem doch ganz woanders. Das Wahlsystem gehört überarbeitet und der Bundespräsident direkt gewählt. Punkt."

Offener Protest kommt von der Linken. Weinheims 2. Vorsitzender Jürgen Gulden schimpft: "Abgesehen von der politischen Richtung bin ich auch als Mensch nicht besonders begeistert von Gauck. Wie der mit Menschen umgeht und wie sich der beispielsweise über Leute äußert, die Hartz IV beziehen. Der ist kein anständiger Mensch. Er versucht nicht, Menschen zu vereinen, sondern sie zu trennen." vmr

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