Höhere Löhne sind besser

[Leserbrief in den Weinheimer Nachrichten vom 16.08.2010]

Der FDP-Bundeswirtschaftsminister hat es richtig erkannt: in Deutschland fehlen Fachkräfte. Seine Idee, diesen Mangel mittels Lockprämien zu beheben, ist dagegen der falsche Ansatz. Der Fachkräftemangel ist das Ergebnis falscher Politik der vergangenen Jahrzehnte. Wer qualifizierte Arbeitskräfte haben will, muss diese gut bezahlen und in Ausbildung investieren.

Unsere Regierungen haben aus dem PISA-Schock nicht nur nichts gelernt, sondern dazu falsche Rezepte angewandt. Obwohl bekanntlich das Wissen ständig zunimmt, wurde die Gymnasialausbildung um ein Jahr gekürzt. Nicht etwa um unsere Kinder im internationalen Wettbewerb zu stärken, sondern um die Schulkosten zu reduzieren. Weiter zunehmender Druck in der Schule führt zu Stress und Krankheit bei Schülern und Lehrpersonal.

Die allseits beklagte Gewalt unter Jugendlichen ist ein Ergebnis des Konkurrenzdenkens und zunehmenden Leistungsdrucks auf die gesamte Gesellschaft.

Seit Jahren klagen Ausbildungsbetriebe über Bewerber, die nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen können. Warum werden Schulen nicht in die Lage versetzt allen Schulabgängern diese Techniken erfolgreich zu vermitteln? Wenn heute Akademikermangel besteht, insbesondere bei Ingenieuren, weshalb verzichtet man nicht schleunigst auf Studiengebühren und erhöht das Bafög, damit die Kinder ohne finanzielle Sorgen zügig ein Studium durchziehen können?

Deutschland hat sich in Folge der Agenda 2010 zum Billiglohnland entwickelt mit den entsprechenden negativen Folgen. Gute Arbeit gehört gut bezahlt. Dann finden sich auch ausreichend Fachkräfte.

Qualitätsarbeit kann nur von Menschen geleistet werden, die sozial abgesichert sind und von ihrem Lohn gut leben können. Kostenlose Ausbeutung von Praktikanten und 1-Euro-Jobs darf es nicht geben.

Die Löhne in Deutschland sind in den letzten Jahren zu wenig gestiegen, wodurch die Euro-Krise mit verursacht wurde. Es nützt also wenig Exportweltmeister zu sein, wenn dadurch die eigene Währung an die Wand gefahren wird.

Die Politik der letzten Jahrzehnte bestand überwiegend aus Steuergeschenken an Großunternehmen und zusätzlichen Belastungen für Arbeitnehmer.

Anstatt hoher privater Renditen ist für diese eine stärkere Beteiligung an der Finanzierung des Gemeinwesens notwendig.

Matthias Hördt, 69469 Weinheim

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