Weinheim: Freudenberg bekommt neues Tor

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 16. Januar 2014]

Neue Zufahrt soll drittes Tor bedienen – Gemeinderat genehmigte Bezahlung eines Teilstücks – Langmaasbrücke künftig nur für Radfahrer.

Weinheim. Auf den ersten Blick profitieren eigentlich alle: Die Firma Freudenberg investiert 4,7 Millionen Euro in ein neues Werkstor. Dieses wird über eine ebenfalls neue Zufahrt an den Autobahnzubringer (B 38) angeschlossen. Die Stadt finanziert einen Teil der Strecke – und wird dafür die 440 Lastwagen und etliche Autos los, die derzeit größtenteils über die Viernheimer Straße ins Industriegebiet ein- und ausrollen.

Von Philipp Weber.

Stichwort: Sanierungsgebiet westlich des Hauptbahnhofs. Und die marode, zwischen dem Firmengelände und der Moschee in der Nordstadt gelegene Langmaasbrücke über die Bahn kann endlich abgerissen und als Überführung für Radler und Fußgänger neu gebaut werden – zu großen Teilen auf Kosten der Bahn.

Doch der Teufel steckt eben auch in Weinheim im Detail: Elke König (CDU) begrüßte zwar die vom Unternehmen geplante Umstrukturierung, machte aber auch drei “Ärgernisse” aus. Da ist zum ersten eine saftige Kostensteigerung beim städtischen Anteil für die neue Zufahrt. Ursprünglich hatte die Stadt für den Ausbau des heutigen Feldwegs mit Ausgaben in Höhe von 340.000 Euro geplant. Eine aktualisierte Schätzung geht von etwa 778.000 Euro aus. Königs zweites – aber inzwischen gelöstes – Problem bestand in der Grenzziehung zwischen dem “städtischen” und dem “freudenbergschen” Streckenteil. Hier haben sich die Verhandlungen aber offenbar zugunsten der Stadt entwickelt. Der dritte und meistdiskutierte Knackpunkt bestand in der landwirtschaftlichen Nutzung der Langmaasbrücke: Die Bahnüberführung bildet für die Bauern ein wichtiges Bindeglied zwischen ihren Grundstücken östlich und westlich der Zuglinie. Ihr großes Problem besteht nämlich in der Tatsache, dass ihre Traktoren nicht auf der B 38 über die Bahn fahren dürfen.

Während Stadt und Polizei sich eine Ausnahmeregelung vorstellen können, hat das zuständige Regierungspräsidium Karlsruhe seine Zustimmung verweigert. Jetzt steht die Stadt in Verbindung mit dem Landesverkehrsministerium. König signalisierte zwar ihre Zustimmung zur “Nordanbindung” an den Industriepark. Bei der Bahnbrücke brachten die Christdemokraten dagegen eine andere Lösung ins Gespräch: Eine Brücke mit Rad- und Gehweg – sowie versenkbaren Pollern, die nur von den Landwirten zu öffnen wären. Auf diese Weise können man den an dieser Stelle unerwünschten Autoverkehr vermeiden. Auch Wolfgang Wetzel (FDP) plädierte für diesen “Kompromiss”. Jedenfalls so lange, wie die Haltung des Landes in Sachen B 38 unklar sei.

Freie Wähler und SPD stellten sich dagegen hinter die Verwaltung. “Für die Landwirte sind die Umwege (über Sulzbach oder die Kernstadt Anm. d. Red.) zwar nicht schön, aber zumutbar”, befand Rolf Emenlauer (SPD). Kritik hatte dann wieder Elisabeth Kramer (GAL) vorzubringen. Sie war zwar bereit, die rund 450.000 Euro teure Radlervariante der bis 2018 neu zu bauenden Brücke mitzutragen, ärgerte sich jedoch über “den großen Anteil”, den die Stadt für die Nordanbindung zahle: “Für ein Projekt, das so fast nur Freudenberg nutzt.” Wenn schon eine neue Zufahrt entstehe, könne auch ein Teil des angrenzenden Tiefgewanns für Gewerbetreibende erschlossen werden. Damit sprach sie eine alte Forderung der BI “Breitwiesen” aus: Die Gegner einer Erschließung von Flächen am Autobahnkreuz hatten im Vorfeld des vergangenen Bürgerentscheids das Tiefgewann ins Spiel gebracht. Die Stadt führt dagegen immer wieder die durch das Land erfolgte Ausweisung dieser Flächen als Hochwasserschutzgebiet an.

Während die GAL nur einer (für die Stadt) halb so teuren Zufahrt zustimmen wollte, signalisierte Peter Lautenschläger (Weinheim-Plus) sein grundsätzliches Plazet. Wenngleich er anführte, dass sich die Beschlussvorlage doch sehr stark am Thema Freudenberg ausrichte – und “der Waidsee eher zur Wüste” werde, als dass ein Hochwasser ins Tiefgewann einbreche. Ganz anders Carsten Labudda (Die Linke): Er stimmte der Nordanbindung zu, verlangte aber den gut 1,2 Millionen Euro teuren Neubau der Brücke – auch für Autofahrer. Sein Argument: Ohne die über die Brücke erreichbaren Parkmöglichkeiten werde die Umgebung der Moschee zugeparkt.

Es folgte eine Sitzungsunterbrechung. Nach deren Ende stellten OB Heiner Bernhard und Erster Bürgermeister Torsten Fetzner noch einmal klar, wie dringend die alte Bahnbrücke ersetzt werden muss. Das Bauwerk solle möglichst schnell in die Planungen der Bahn aufgenommen werden, da es sonst nicht bis 2018 abgerissen und neu freigegeben werden könne. Auch eine “Kompromisslösung sei schwierig zu finden. Für die Landwirtschaft brauche es wohl einen Brückenstandard von 30 Tonnen Tragekraft, so Dieter Flothmann (Freie Wähler). Am Ende passierten die städtischen Beschlussanträge bei drei Gegenanträgen von FDP, GAL und der Linken das Gremium – wenn auch zum Teil mit größerem Gegenwind. Einig war man sich jedoch in einem Punkt: Die alte Brücke muss abgerissen werden.

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