Bürger sind ihre größten Verbündeten

[Weinheimer Nachrichten vom 03. Juni 2009]

Weinheim. Wo Carsten Labudda derzeit auftritt, muss niemand fragen, für welche Partei er am 7. Juni als Kandidat antritt. "Hier kommt Die Linke" steht groß auf seiner knallroten Tasche. "Normalerweise habe ich eine schwarze Tasche dabei", schmunzelt er, "aber bis zum 7. Juni passt das nicht so richtig."

Eigentlich müsste Jürgen Gulden diese Tasche ständig dabei haben, schließlich belegt er Platz eins auf der Liste der "Linken", die erstmals bei der Kommunalwahl in Weinheim am 7. Juni antritt. Aber Köpfe sind für Labudda und Gulden nicht so wichtig, ihre Mistreiter Anne Rahlfs (Platz 4) und Ernst Ihrig (7) nicken zustimmend; ihnen allen ist das Team wichtig. "Kurz vor einer Wahl nur mit Köpfen werben passt nicht zu uns", erklärt Labudda, zumal es das Budget gar nicht hergebe. "Wir sind da eher wie die Grünen am Anfang ihrer Arbeit", sagt Gulden: "Bei uns zählen die Inhalte, nicht die Gesichter."

Zwei Plätze sind das Ziel

An diesem Tag stehen die Kandidaten der "Linken" am Rande der Großbaustelle Weinheim Galerie" und unterhalten sich mit der WN-Redaktion über die bevorstehende Wahl. Es sind viele Themen, die "Die Linke" anpacken möchte, falls sie in den Gemeinderat gewählt werden sollte. Zwei Plätze sind dabei das erklärte Ziel, aufgrund der schon langen und nicht nur zu Wahlkampfzeiten bestehenden Präsenz der Kandidaten in der Nord- und Weststadt ist es für "Die Linke" realistisch. Und der erste Antrag ist zumindest gedanklich schon formuliert: Keine Gemeinderatssitzungen mehr hinter geschlossenen Türen und dadurch größmögliche Transparenz für den Bürger schaffen. "Weinheim hat da ein richtiges Defizit", ist sich Labudda sicher. Und schon ist "Die Linke" beim Kapitel Schlossberg angelangt, dessen Entwicklung alles andere als bürgerfreundlich abgelaufen sei. "Lieber soll ein Investor abspringen, als in der Folge millionenfache Forderungen mit dem Geld der Bürger zu bezahlen", richtet Labudda den Fokus auf den Bau und Unterhalt des Tunnels und die Subventionierung der Parkplätze auf diesem Areal.

Bürger beteiligen

Eine intensivere Beteiligung der Bürger hätte seiner Meinung nach etwas bringen können; überhaupt könne das verstärkt geforderte und geförderte Engagement der Bürger Potenzial wecken, das derzeit in vielen schlummere.

Die Realisierung eines Bürgerhaushalts könnte ein Beispiel sein, ist sich Ihrig sicher. "Der Großteil der Bürger ist vernünftig, alt eingesessene Gemeinderäte sind oft betriebsblind", sieht er ein Problem bei der Erstellung eines Haushalts. Ein Bürgerbegehren könnte dabei der Abschluss sein, was derzeit aber nicht einfach ist. "Die Hürden für Bürgerentscheide müssen gesenkt werden", sagt Labudda.

Es wäre die ideale Mischung für "Die Linke": engagierte Bürger und Gemeinderäte, die daraus Kraft und Wissen schöpfen. "Denn Politik kann etwas bewirken", sagt Labudda, und daher ist er auch der festen Überzeugung, dass der drohende Stellenabbau bei Freudenberg Sache der Politiker vor Ort sein muss. "Hier muss sich jeder ganz klar positionieren", meint Gulden, "zurzeit aber meinen doch alle, sich nicht einmischen zu müssen." 400 Jobs sind seinen Angaben nach in Gefahr - laut Gulden eine Gefahr für den sozialen Frieden in der Stadt. Dabei richtet er auch einen Appell an den Oberbürgermeister. Auch er müsse Position beziehen und sich im Klaren sein, dass die Politik des "Niemandem wehtun" auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt sein könne.

"Die Linke" geht zuversichtlich in die Wahl und setzt sich dabei auch ganz offen mit Vorwürfen auseinander, wie sie in den vergangenen Wochen immer wieder auftauchten. So blendete die CDU bei ihrer öffentlichen Kandidatenvorstellung das Thema "Die Linke" aus, da man über eine Partei, die die DDR 40 Jahre lang heruntergewirtschaftet habe, nicht reden wolle. Labudda kontert mit einem Zitat des CDU-Urgesteins Heiner Geißler: "Man muss auch Kommunisten zubilligen können, dass sie umdenken", sagte er einst. Und Labudda ergänzt lächelnd: "Lustig, dass die CDU auf uns rumhackt. Schließlich haben die Christdemokraten doch die Bauernpartei und die Ost-CDU geschluckt."

Mehr Sachlichkeit, keine Polemik und vor allem offene und ehrliche Auseinandersetzungen wünschen sich die "Linke"-Kandidaten und vor allem eine realistische Sichtweise der Dinge. So erhoffen sie sich von dem Bau der Weinheim Galerie eine Aufwertung der Stadt, wobei aber kein Vergleich mit Mannheim oder dem Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim gezogen werden dürfe. Ein weiteres Einkaufszentrum auf dem 3-Glocken-Gelände sehen sie dagegen kritisch: "Das wäre zu viel. Wo sollen denn all die Käufer herkommen?", fragt sich Ihrig. Es gibt noch viele weitere Themen, die "Die Linke" auf ihrer Liste stehen haben: Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs inklusive bezahlbarer Tarife, Stopp der zunehmenden Armut oder auch Weinheim als gentechnikfreie Zone, Schließung des Steinbruchs und dessen Renaturierung sowie der Kampf gegen Rechtsextremismus und der Ruf nach Gebührenfreiheit für Kindergartenplätze und einem kostenlosen Mittagessen an allen Kitas und Schulen für Kinder aus sozial benachteiligten Familien.

Vor allem der 33-jährige Labudda ist es, der vieles anspricht, der einer Zusammenarbeit mit anderen politischen Vertretern offen gegenüber steht und der offensichtlich um sein rhetorisches Geschick weiß. Und damit hat er zumindest schon eine Anhängerin sicher. Seine Mutter Maria steht bei dem Gespräch mit dabei und bekennt: "Ich bin eine stolze Mama."

Sandro Furlan.

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