Die Linke ist sich einig: "Der Rote Turm sollte nicht weiter verrotten"

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 02. Juni 2009]

Werner Pieper, Verleger, Autor und vorerst letzter Bewohner der Weinheimer Sehenswürdigkeit erzählte von diesem Wahrzeichen und seiner Geschichte.

Von Stefan Zeeh.

Weinheim. "Der Rote Turm sollte nicht weiter verrotten", ist sich Carsten Labudda, der Vorsitzende der Linken in Weinheim, sicher. Vor allem nachdem er gehört hatte, was Werner Pieper, der vorerst letzte Bewohner der Weinheimer Sehenswürdigkeit, über diese zu berichten hatte.

Der heute in Löhrbach im Odenwald lebende Verleger, Autor und Medienexperimentator erzählte dieser Tage auf dem kleinen Platz vor dem Turm über seinen Einzug, sein Leben im Turm und die Umstände seines Auszuges vor fünf Jahren. Eingeladen hatte ihn dazu die Weinheimer Linke, die sich für den Erhalt und Nutzbarmachung des Roten Turms einsetzt.

"1990 schob mir meine damalige Freundin, die zu einer Frauengruppe gehörte, die den Turm gemietet hatte, den Schlüssel zur Eingangstür rüber", erinnerte sich Werner Pieper an seinen Einzug.

Als er die Tür aufschloss, musste er feststellen, dass alles kaputt und verdreckt war. "Ich habe erst einmal zwei Wochen sauber gemacht", berichtete Pieper, doch er hatte den Turm sofort ins Herz geschlossen und beschlossen, ihn für seine Autorentätigkeit zu nutzen.

"Wenn man den Schlüssel umdreht und hineingeht, ist es als befände man sich auf einer Insel", beschreibt Werner Pieper die besondere Atmosphäre des Turms, der bis in das 19. Jahrhundert als Gefängnis gedient hatte.

Geschrieben hat Werner Pieper in der Abgeschiedenheit hinter den 2,70 Meter dicken Mauern einige Bücher. Auch über den Roten Turm selbst. Ebenso gab es dort die erste Techno-Party in der Zweiburgenstadt. Schließlich begann Werner Pieper, Führungen durch den Turm für Schulklassen anzubieten und Fotografen nutzten den Turm wegen der guten Fernsicht. Dabei hat sich so manch berühmter Besucher in das Turmbuch von Werner Pieper eingetragen, wie etwa die "Toten Hosen" mit ihrem Sänger Campino. "Der Anfang vom Ende war, als in der Turmspitze etwas abbröckelte", erzählte der Autor weiter. Er wandte sich an die Stadtverwaltung und die versprach, etwas zu unternehmen. Tatsächlich geschah nach einiger Zeit auch einiges, doch nicht immer das, was Werner Pieper erwartet hatte.

So wurde unter anderem auf dem Rundgang an der Turmspitze eine Schicht Beton aufgebracht. In der Folge wurde festgestellt, dass eine Absturzgefahr des Rundgangs bestehen könnte. "Da wurde einfach so viel Beton aufgebracht, so dass der Abstand zu den Zinnen zu gering war", erläuterte Werner Pieper. Die angedachte Lösung wäre gewesen, ein Gitter um den Rundgang zu errichten. Dagegen war allerdings der Denkmalschutz. Zusätzlich hatte eine Begehung durch die Feuerwehr ergeben, dass ein Fluchtweg fehle, was Werner Pieper mit der Bemerkung, "der Turm diente schließlich 500 Jahre lang als Kerker", kommentierte. So wurde der Turm für die Öffentlichkeit aus versicherungstechnischen Gründen geschlossen und Werner Pieper zog 2004 aus dem Gemäuer aus. "Der jetzige bauliche Zustand soll ziemlich übel sein", hat er gehört. Wasser dringe von der Turmspitze in der Mauerwerk ein, da die Abflüsse auf dem Rundgang wahrscheinlich verstopft sind.

Durch die aufgebrachte Betonschicht ließen sich die Abflüsse eben nicht mehr so leicht reinigen, da sie nun einen Knick aufwiesen. "Wir haben hier ein echte Kleinod stehen, mit dem man heimatgeschichtlich oder kulturell etwas anfangen könnte", stellte Carsten Labudda abschließend fest und überlegte, wie sich bei leeren Kassen der Stadt die Unterhaltung des Turms bewerkstelligen lassen könnte. "Vielleicht kann man zusammen mit einer Universität ein Projekt machen", schlug der Vorsitzende der Weinheimer Linken vor.

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