Im Westen so schnell nichts Neues
[Weinheimer Nachrichten vom 28. Mai 2009]
Weinheim. Die leeren Kassen der Stadt Weinheim sorgen dafür, dass großzügige Wahlversprechen im Wahlkampf diesmal nur selten zu hören sind. Auch bei der Podiumsdiskussion über die aktuellen Weststadt-Themen hielten sich die Spitzenkandidaten der Parteien merklich zurück. Der Neubau der Albert-Schweitzer-Schule und die notwendige Sanierung des Rolf-Engelbrecht-Hauses standen dabei im Mittelpunkt.
Die Kolpingsfamilie Weinheim hatte zu dieser Veranstaltung am Montagabend eingeladen. Angesichts von 33 Grad im Schatten durfte sich Vorsitzender Gerhard Knapp über rund 60 interessierte Weststädter durchaus freuen, die sich im vergleichsweise kühlen Gemeindesaal von St. Marien anhörten, was die Kandidaten zu sagen haben.
Die großen Themen der Innenstadt hätten in den vergangenen Jahren die Weststadt etwas in den Hintergrund gedrängt, sagte zur Einstimmung Moderator Hans Todt und wies darauf hin, dass in dem größten Stadtteil Weinheims "die Wahlen gewonnen werden".
Albert-Schweitzer-Schule
Bei der Albert-Schweitzer-Schule (Aß) waren sich alle Kandidaten im Grundsatz einig: Ein Neubau ist notwendig. Holger Haring (CDU) lobte den Moderationsprozess, der alle Beteiligten an einen Tisch und die Idee für den neuen Standort hinter dem Rolf-Engelbrecht-Haus brachte. Für die CDU habe die Aß einen hohen Stellenwert, allerdings sei der Zeitplan mit der Einweihung des Neubaus 2014 angesichts leerer Kassen "ehrgeizig".
Dr. Michael Lehner (Weinheim plus) kritisierte, dass über 20 Jahre lang notwendige Sanierungen von der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat vernachlässigt worden seien. Nur deshalb sei jetzt ein Neubau nötig. Allerdings bezweifle er, dass der Zeitplan eingehalten wird. Denn im Doppelhaushalt 2009/2010 fehle eine Planungsrate für das Neubauprojekt.
Genau dies hatten die Freien Wähler (FW) im Gemeinderat beantragt, erklärte Christa Ohligmacher. Die FW könnten sich wegen der Finanznot vorstellen, die neue Schule in mehreren Abschnitten zu bauen: Zunächst das Schulgebäude, dann die Turnhalle und zum Schluss die Räume für Volkshochschule und Musikschule. Ohligmacher kritisierte den Moderationsprozess, der zu lange gedauert habe, zu teuer gewesen sei und sie an eine "Wünsch-dir-was-Veranstaltung" erinnert habe.
Wolfgang Metzeltin (SPD) sprach sich dafür aus, im zweiten Halbjahr 2009 mit der Planung für die Schule zu beginnen, auch wenn dafür im Etat kein Betrag steht. Die SPD halte nichts von einer modularen Bauweise, wie sie die FW vorschlägt, da dies dem Schulalltag nicht gerecht werde. Bis der Neubau tatsächlich fertig ist, müssten zudem im Altbau zumindest die sanitären Mindeststandards und die Sicherheit gewährleistet sein.
Susanne Krüger (FDP) erinnerte noch einmal daran, dass die Liberalen gegen den neuen Standort für die Schule sind. Der vermeintliche Kostenvorteil sei eine Milchmädchenrechnung. Der neue Standort wäre außerdem zu nah an der Bonhoeffer-Schule und würde den Schulweg unsicherer machen.
Zustimmung erntete sie dafür von Carsten Labudda (Die Linke), der selbst überrascht war, mit der FDP mal einer Meinung zu sein. Er hätte die Aß sogar dem Anbau für das Heisenberg-Gymnasium vorgezogen, der mit Mitteln des Konjunkturpakets 2 (K2) gefördert wird. Dies sei faktisch jedoch nicht möglich gewesen, erwiderte Ohligmacher. Außerdem hätte das Geld aus dem K2-Topf niemals für den Neubau der Aß gereicht.
Uli Sckerl von den Grünen/Alternative Liste (GAL) warnte davor, den Standortstreit noch einmal aufzuwärmen. Auch die Kritik der FW am Moderationsprozess wies er zurück. Die GAL sei froh über diese Art der Bürgerbeteiligung; jetzt müsse man aber auch den Bürgerwillen umsetzen und so schnell wie möglich mit der Planung beginnen.
Rolf-Engelbrecht-Haus
Auf Platz zwei der Weststadt-Prioritätenliste steht bei den meisten Parteien das Rolf-Engelbrecht-Haus (REH). Allerdings wagte niemand eine Prognose, wann eine Sanierung finanzierbar sein wird. Metzeltin sprach von der "guten Stube der Weststadt", weshalb die SPD auch gegen die Erhöhung der Nutzungsgebühren für die Vereine gewesen sei. Ohligmacher wies darauf hin, dass das REH von der Stadt weiterhin jährlich mit 200000 Euro bezuschusst wird. "Gut angelegtes Geld", meinte Labudda.
Ohligmacher wollte vor einer Sanierung ein neues Nutzungskonzept zusammen mit den Vereinen erarbeiten. "Aber bitte ohne externe Moderation", warf Krüger ein. Sckerl und Haring sahen durch den Neubau der Aß in direkter Nachbarschaft zum REH Synergieeffekte, die es zu nutzen gelte.
Das geplante Behördenzentrum des Rhein-Neckar-Kreises beim Krankenhaus war ein weiteres Thema der Podiumsdiskussion. Während FDP und Linke einen Standort in Bahnhofsnähe vorgezogen hätten, sind SPD und FW froh, dass der Kreis das Behördenzentrum überhaupt in Weinheim baut. Die GAL lehnte als einzige Fraktion im Kreistag den Standort am Krankenhaus ab, weil damit "die grüne Lunge der Weststadt weiter angeknabbert wird", wie Sckerl sagte.
Vision für einen "Marktplatz"
Bei den übrigen Themen herrschte weitgehende Einigkeit: Mehrgenerationenhaus, Krippenplätze und seniorengerechte Wohnungen für die Weststadt sowie die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs wollen eigentlich alle fördern, sofern Geld zur Verfügung steht. Die CDU brachte zum Schluss noch eine Vision für die Weststadt ins Spiel: Eine Art Marktplatz oder "Quartiersplatz" mit hoher Aufenthaltsqualität wäre ein Wunsch für die Zukunft. pro
Weinheim. Die leeren Kassen der Stadt Weinheim sorgen dafür, dass großzügige Wahlversprechen im Wahlkampf diesmal nur selten zu hören sind. Auch bei der Podiumsdiskussion über die aktuellen Weststadt-Themen hielten sich die Spitzenkandidaten der Parteien merklich zurück. Der Neubau der Albert-Schweitzer-Schule und die notwendige Sanierung des Rolf-Engelbrecht-Hauses standen dabei im Mittelpunkt.
Die Kolpingsfamilie Weinheim hatte zu dieser Veranstaltung am Montagabend eingeladen. Angesichts von 33 Grad im Schatten durfte sich Vorsitzender Gerhard Knapp über rund 60 interessierte Weststädter durchaus freuen, die sich im vergleichsweise kühlen Gemeindesaal von St. Marien anhörten, was die Kandidaten zu sagen haben.
Die großen Themen der Innenstadt hätten in den vergangenen Jahren die Weststadt etwas in den Hintergrund gedrängt, sagte zur Einstimmung Moderator Hans Todt und wies darauf hin, dass in dem größten Stadtteil Weinheims "die Wahlen gewonnen werden".
Albert-Schweitzer-Schule
Bei der Albert-Schweitzer-Schule (Aß) waren sich alle Kandidaten im Grundsatz einig: Ein Neubau ist notwendig. Holger Haring (CDU) lobte den Moderationsprozess, der alle Beteiligten an einen Tisch und die Idee für den neuen Standort hinter dem Rolf-Engelbrecht-Haus brachte. Für die CDU habe die Aß einen hohen Stellenwert, allerdings sei der Zeitplan mit der Einweihung des Neubaus 2014 angesichts leerer Kassen "ehrgeizig".
Dr. Michael Lehner (Weinheim plus) kritisierte, dass über 20 Jahre lang notwendige Sanierungen von der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat vernachlässigt worden seien. Nur deshalb sei jetzt ein Neubau nötig. Allerdings bezweifle er, dass der Zeitplan eingehalten wird. Denn im Doppelhaushalt 2009/2010 fehle eine Planungsrate für das Neubauprojekt.
Genau dies hatten die Freien Wähler (FW) im Gemeinderat beantragt, erklärte Christa Ohligmacher. Die FW könnten sich wegen der Finanznot vorstellen, die neue Schule in mehreren Abschnitten zu bauen: Zunächst das Schulgebäude, dann die Turnhalle und zum Schluss die Räume für Volkshochschule und Musikschule. Ohligmacher kritisierte den Moderationsprozess, der zu lange gedauert habe, zu teuer gewesen sei und sie an eine "Wünsch-dir-was-Veranstaltung" erinnert habe.
Wolfgang Metzeltin (SPD) sprach sich dafür aus, im zweiten Halbjahr 2009 mit der Planung für die Schule zu beginnen, auch wenn dafür im Etat kein Betrag steht. Die SPD halte nichts von einer modularen Bauweise, wie sie die FW vorschlägt, da dies dem Schulalltag nicht gerecht werde. Bis der Neubau tatsächlich fertig ist, müssten zudem im Altbau zumindest die sanitären Mindeststandards und die Sicherheit gewährleistet sein.
Susanne Krüger (FDP) erinnerte noch einmal daran, dass die Liberalen gegen den neuen Standort für die Schule sind. Der vermeintliche Kostenvorteil sei eine Milchmädchenrechnung. Der neue Standort wäre außerdem zu nah an der Bonhoeffer-Schule und würde den Schulweg unsicherer machen.
Zustimmung erntete sie dafür von Carsten Labudda (Die Linke), der selbst überrascht war, mit der FDP mal einer Meinung zu sein. Er hätte die Aß sogar dem Anbau für das Heisenberg-Gymnasium vorgezogen, der mit Mitteln des Konjunkturpakets 2 (K2) gefördert wird. Dies sei faktisch jedoch nicht möglich gewesen, erwiderte Ohligmacher. Außerdem hätte das Geld aus dem K2-Topf niemals für den Neubau der Aß gereicht.
Uli Sckerl von den Grünen/Alternative Liste (GAL) warnte davor, den Standortstreit noch einmal aufzuwärmen. Auch die Kritik der FW am Moderationsprozess wies er zurück. Die GAL sei froh über diese Art der Bürgerbeteiligung; jetzt müsse man aber auch den Bürgerwillen umsetzen und so schnell wie möglich mit der Planung beginnen.
Rolf-Engelbrecht-Haus
Auf Platz zwei der Weststadt-Prioritätenliste steht bei den meisten Parteien das Rolf-Engelbrecht-Haus (REH). Allerdings wagte niemand eine Prognose, wann eine Sanierung finanzierbar sein wird. Metzeltin sprach von der "guten Stube der Weststadt", weshalb die SPD auch gegen die Erhöhung der Nutzungsgebühren für die Vereine gewesen sei. Ohligmacher wies darauf hin, dass das REH von der Stadt weiterhin jährlich mit 200000 Euro bezuschusst wird. "Gut angelegtes Geld", meinte Labudda.
Ohligmacher wollte vor einer Sanierung ein neues Nutzungskonzept zusammen mit den Vereinen erarbeiten. "Aber bitte ohne externe Moderation", warf Krüger ein. Sckerl und Haring sahen durch den Neubau der Aß in direkter Nachbarschaft zum REH Synergieeffekte, die es zu nutzen gelte.
Das geplante Behördenzentrum des Rhein-Neckar-Kreises beim Krankenhaus war ein weiteres Thema der Podiumsdiskussion. Während FDP und Linke einen Standort in Bahnhofsnähe vorgezogen hätten, sind SPD und FW froh, dass der Kreis das Behördenzentrum überhaupt in Weinheim baut. Die GAL lehnte als einzige Fraktion im Kreistag den Standort am Krankenhaus ab, weil damit "die grüne Lunge der Weststadt weiter angeknabbert wird", wie Sckerl sagte.
Vision für einen "Marktplatz"
Bei den übrigen Themen herrschte weitgehende Einigkeit: Mehrgenerationenhaus, Krippenplätze und seniorengerechte Wohnungen für die Weststadt sowie die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs wollen eigentlich alle fördern, sofern Geld zur Verfügung steht. Die CDU brachte zum Schluss noch eine Vision für die Weststadt ins Spiel: Eine Art Marktplatz oder "Quartiersplatz" mit hoher Aufenthaltsqualität wäre ein Wunsch für die Zukunft. pro
labudda - 28. Mai, 08:41
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