Bei Schlossbergtunnel gilt jetzt: Mitten durch

[Weinheimer Nachrichten vom 07. Mai 2009]

Weinheim. Die größte Baustelle Weinheims, die Schlossbergterrasse, entzweit Bürger und Gemeinderat zugleich. Dies zeigte sich beim zweieinhalbstündigen WN-Forum mit den sieben Spitzenkandidaten am Dienstagabend in der "Alten Druckerei" (wir berichteten). Dieses Bauprojekt löste vor über 220 Zuhörern erneut eine Kontroverse, aber auch eine sehr lebendige Debatte aus. Bei den weiteren Themen Hauptbahnhof, ÖPNV oder Situation in den Stadtteilen herrschte hingegen viel Übereinstimmung. Moderiert wurde das Forum von WN-Redakteur Jürgen Drawitsch.

Videoeinspielungen im Saal

Was die Bevölkerung vom Schlossbergtunnel hält, zeigten die Videoeinspielungen im Saal. Von praktisch über hässlich bis hin zu Bunker reichten die Meinungen der Bürger. Wesentlich pragmatischer fielen die Aussagen der Kandidaten aus. "Wir lehnten den Tunnel ab, konnten uns aber nicht durchsetzen. Jetzt werden wir bei der weiteren Planung am Ball bleiben. Kritisch, aber konstruktiv", schilderte Fraktionssprecher Wolfgang Metzeltin die SPD-Haltung. Dreimal sei das Gelände von einem Investor fallen gelassen geworden, eine vierte Pleite konnte sich die Stadt laut Metzeltin daher nicht leisten. Dr. Michael Lehner (Weinheim plus) stellte klar: "Wir können den Tunnel nicht mehr verhindern, aber wir müssen retten, was noch zu retten geht. Eine Betonterrasse soll es keinesfalls geben." Carsten Labudda (Die Linke) zweifelte ohnehin den Bedarf an. Schulen und Kindergärten sah er als dringlichere Projekte an. Ernüchtert über die Entwicklung zeigte sich Christa Ohligmacher von den Freien Wählern. "Wir wollten urbanes Wohnen für Jung und Alt. Vor dem ersten Spatenstich schlugen wir ein Projekt ohne Tunnel vor. Doch der Investor drohte mit Schadensersatzforderungen. Wir fühlen uns daher an der Nase herumgeführt", fiel ihre bittere Bilanz aus.

Günter Breiling von der FDP stand hingegen hinter dem städtebaulichen Konzept, befürchtet allerdings eine einseitige Ausrichtung auf "Betreutes Wohnen". Der CDU-Spitzenkandidat Holger Haring fühlt sich hingegen vom Investor nicht unter Druck gesetzt. "Über 100 Millionen fließen in die Schlossbergterrasse und in die Weinheim Galerie. Das bringt Weinheim weiter." Eine Einschätzung, die Haring lauten Applaus einbrachte.

Ein dreifaches Debakel

Elisabeth Kramer (Grüne/Alternative Liste) sprach bei der Schlossbergbebauung von einem dreifachen Debakel: Eine finanzielle und eine städtebaulich architektonische Niederlage. "Das wird ein Schaden, so etwas in der Nähe der Altstadt zu haben", versicherte die Fraktionssprecherin. Viel schlimmer wog für sie aber das Debakel der politischen Kultur. "Wir müssen daraus lernen und künftig frühzeitig den Bürgerwillen einbinden." Kramer kritisierte auch ihre Kollegen: "Die Grünen und die CDU blieben bei ihrer Position, die anderen wackelten zu unterschiedlichen Zeiten."

Zu viel schlechtes Gerede

So gar nicht schmeckten den amtierenden Gemeinderäten von CDU, Freien Wählern, SPD und FDP die Aussagen, wie die Menschen Weinheim als Einkaufsstadt sehen. Hierzu wurde erneut ein Video eingespielt. Das Urteil fiel mehrheitlich negativ aus. Haring ist dies zu viel schlechtes Gerede, welches für das schlechte Image der Stadt sorge. Auch Metzeltin denkt, dass das Negative zu stark betont werde. Und Ohligmacher meinte, dass die Weinheimer ihre schönen Plätze nicht erkennen. Positiv denken und gemeinsam für Weinheim etwas zu bewirken, sind nun angesagt. Darin waren sich auch Kramer, Breiling und Labudda einig.

Große Hoffnungen werden daher in die Weinheim Galerie gesetzt. Dr. Lehner trübte jedoch den schönen Blick auf die Innenstadtentwicklung: "Den Schuh, den man sich anzieht, ist zu groß. Unser Ziel ist es, unser schönes Weinheim nicht zu verlieren." hr

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