Rundgang war eine denkwürdige Sache
[Rhein-Neckar-Zeitung vom 29. November 2011]
Autor Werner Pieper führte am Sonntag auf Einladung der Linken zu Weinheimer Kriegsdenkmälern
Weinheim. (ze) Es gibt zahlreiche Denkmäler in der Zweiburgenstadt. Zwölf davon sind Kriegsdenkmäler. Die hat sich der Odenwälder Autor und Verleger Werner Pieper näher angeschaut, einiges verblüffendes darüber herausgefunden und deshalb das Buch „Mensch Denk Mal“ in diesem Jahr veröffentlicht. Auf Einladung der Linken brachte er bei einer „Kriegsgräberwanderung“ durch die Innenstadt am Sonntag einige dieser Denkmäler knapp 20 „wanderlustigen“ Frühaufstehern näher.
„Gehen Sie auch einmal die Treppe zur Kirche hinauf und schauen sich das Denkmal von der Rückseite an“, forderte Pieper seine Zuhörer am Denkmal des „Stürmenden Kriegers“ vor der St.-Laurentius-Kirche auf. Ein Gang der sich jederzeit lohnt, denn dadurch wird die wahre Natur dieses Denkmals offenbar. Beim flüchtigen Blick auf die in den Sockel eingravierten zahlreichen Namen drängt sich der Eindruck auf, dass es sich hierbei um ein Denkmal für gefallene Soldaten handelt. Die vom Treppenaufgang zur Kirche eher auffallende Inschrift „Es kämpften für das Vaterland“ zeigt jedoch, dass hier nicht nur gefallene Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 aufgeführt sind. Auf der Rückseite des Denkmals wird noch mehr deutlich, ist doch hier zu lesen:„Dem siegreichen Kaiser Wilhelm I. und ihren tapferen Söhnen. Die dankbare Stadt Weinheim“.
„Es ist ein aggressives Kriegerdenkmal als Vorbote des Ersten Weltkriegs“, erläuterte Pieper den Hintergrund des „Stürmenden Kriegers“, der 1890 vom badischen Großherzog Friedrich errichtet wurde. Ein damals schon nicht unumstrittenes Denkmal, immerhin wollten nicht alle Kriegsteilnehmer aus Weinheim mit Namen darauf veröffentlicht werden. Auch in jüngster Vergangenheit sorgte das Denkmal für Diskussionen. Etwa als der „Sürmende Krieger“ zur Restaurierungszwecken von seinem Sockel entfernt wurde und der Gemeinderat darüber beriet, ob dieser künstlerisch gestaltet werden sollte. „Mit 18 zu 19 Stimmen wurde dieser Antrag abgelehnt“, erinnerte sich Stadtrat Carsten Labudda von den Linken.
Vielleicht noch umstrittener dürfte das Kriegsdenkmal in de rBahnhofstraße sein. „Hier war vor 80 Jahren ein Traumpark, der Bürgerpark“, berichtete Pieper über seine Nachforschungen zu den drei riesigen Soldatenfiguren. Als es in den 1930 Jahren konzipiert wurde, hatte Weinheim noch kein Denkmal für seine gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Errichtet wurde es 1936, allerdings fehlten auf den das Denkmal umgebenden Tafeln mit den Gefallenen die Namen der jüdischen Soldaten. „Darüber beschwerte sich 1936 ein jüdischer Kriegerverein“, hatte Pieper herausgefunden. Die Namen der fünf jüdischen Gefallenen wurden erst nach 1950 eingefügt.
Damit Fußgänger auf der Bahnhofstraße von den „drei Kollegen“ nicht weiter belästigt werden, schlug Pieper vor, schnell wachsende Büsche an dem Mäuerchen zur Bahnhofstraße hin einzupflanzen. „Das hätte auch den Vorteil, dass Menschen, die den Gefallenen hier gedenken wollen, ungestört wären“, betonte er. Zu dem vor Jahren abgetrennten Kopf des einen steinernen Soldaten hatte der Autor nach dem Erscheinen seines Buches noch etwas herausgefunden. Auf einer Buchmesse habe er erfahren, dass ein Wagenheber dafür benutzt worden war, um einen der Köpfe zu entfernen. Der Wagenheber sei zwischen zwei der Köpfe eingespannt und damit so lange Druck ausgeübt worden, bis einer abbrach. „Die Namen der daran Beteiligten weiß ich nicht, will ich auch nicht wissen, so lange nicht klar ist, ob diese Tat verjährt ist“, machte Pieper deutlich.
Autor Werner Pieper führte am Sonntag auf Einladung der Linken zu Weinheimer Kriegsdenkmälern
Weinheim. (ze) Es gibt zahlreiche Denkmäler in der Zweiburgenstadt. Zwölf davon sind Kriegsdenkmäler. Die hat sich der Odenwälder Autor und Verleger Werner Pieper näher angeschaut, einiges verblüffendes darüber herausgefunden und deshalb das Buch „Mensch Denk Mal“ in diesem Jahr veröffentlicht. Auf Einladung der Linken brachte er bei einer „Kriegsgräberwanderung“ durch die Innenstadt am Sonntag einige dieser Denkmäler knapp 20 „wanderlustigen“ Frühaufstehern näher.
„Gehen Sie auch einmal die Treppe zur Kirche hinauf und schauen sich das Denkmal von der Rückseite an“, forderte Pieper seine Zuhörer am Denkmal des „Stürmenden Kriegers“ vor der St.-Laurentius-Kirche auf. Ein Gang der sich jederzeit lohnt, denn dadurch wird die wahre Natur dieses Denkmals offenbar. Beim flüchtigen Blick auf die in den Sockel eingravierten zahlreichen Namen drängt sich der Eindruck auf, dass es sich hierbei um ein Denkmal für gefallene Soldaten handelt. Die vom Treppenaufgang zur Kirche eher auffallende Inschrift „Es kämpften für das Vaterland“ zeigt jedoch, dass hier nicht nur gefallene Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 aufgeführt sind. Auf der Rückseite des Denkmals wird noch mehr deutlich, ist doch hier zu lesen:„Dem siegreichen Kaiser Wilhelm I. und ihren tapferen Söhnen. Die dankbare Stadt Weinheim“.
„Es ist ein aggressives Kriegerdenkmal als Vorbote des Ersten Weltkriegs“, erläuterte Pieper den Hintergrund des „Stürmenden Kriegers“, der 1890 vom badischen Großherzog Friedrich errichtet wurde. Ein damals schon nicht unumstrittenes Denkmal, immerhin wollten nicht alle Kriegsteilnehmer aus Weinheim mit Namen darauf veröffentlicht werden. Auch in jüngster Vergangenheit sorgte das Denkmal für Diskussionen. Etwa als der „Sürmende Krieger“ zur Restaurierungszwecken von seinem Sockel entfernt wurde und der Gemeinderat darüber beriet, ob dieser künstlerisch gestaltet werden sollte. „Mit 18 zu 19 Stimmen wurde dieser Antrag abgelehnt“, erinnerte sich Stadtrat Carsten Labudda von den Linken.
Vielleicht noch umstrittener dürfte das Kriegsdenkmal in de rBahnhofstraße sein. „Hier war vor 80 Jahren ein Traumpark, der Bürgerpark“, berichtete Pieper über seine Nachforschungen zu den drei riesigen Soldatenfiguren. Als es in den 1930 Jahren konzipiert wurde, hatte Weinheim noch kein Denkmal für seine gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Errichtet wurde es 1936, allerdings fehlten auf den das Denkmal umgebenden Tafeln mit den Gefallenen die Namen der jüdischen Soldaten. „Darüber beschwerte sich 1936 ein jüdischer Kriegerverein“, hatte Pieper herausgefunden. Die Namen der fünf jüdischen Gefallenen wurden erst nach 1950 eingefügt.
Damit Fußgänger auf der Bahnhofstraße von den „drei Kollegen“ nicht weiter belästigt werden, schlug Pieper vor, schnell wachsende Büsche an dem Mäuerchen zur Bahnhofstraße hin einzupflanzen. „Das hätte auch den Vorteil, dass Menschen, die den Gefallenen hier gedenken wollen, ungestört wären“, betonte er. Zu dem vor Jahren abgetrennten Kopf des einen steinernen Soldaten hatte der Autor nach dem Erscheinen seines Buches noch etwas herausgefunden. Auf einer Buchmesse habe er erfahren, dass ein Wagenheber dafür benutzt worden war, um einen der Köpfe zu entfernen. Der Wagenheber sei zwischen zwei der Köpfe eingespannt und damit so lange Druck ausgeübt worden, bis einer abbrach. „Die Namen der daran Beteiligten weiß ich nicht, will ich auch nicht wissen, so lange nicht klar ist, ob diese Tat verjährt ist“, machte Pieper deutlich.
labudda - 29. Nov, 13:03
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