Entscheidung über Kinderhaus: “So etwas hatten wir zum ersten Mal”
[Rhein-Neckar-Zeitung vom 29. Juni 2013]
Kinderhaus in Lützelsachsen: Die nicht zum Zuge gekommenen Architekten wundern sich über das Entscheidungsverhalten im Gemeinderat.
Weinheim. (nip) In Lützelsachsen wird ein neues Kinderhaus für vier Kindergartengruppen mit je 20 Plätzen und zwei Krippengruppen mit je zehn Plätzen gebaut. Eines, das auf dem dafür vorgesehenen Grundstück deutlich größer ausfallen wird, als geplant, weil sich die Verwaltung offenbar überraschend mit einem höheren Bedarf an Betreuungsplätzen konfrontiert sah.
Sechs Architektenbüros bewarben sich in öffentlicher Gemeinderatssitzung um das 2,6 Millionen Euro Projekt, drei davon aus Weinheim, zwei aus Mannheim, eines aus Hirschberg. Den Zuschlag, so hatte es Lützelsachsens Ortsvorsteherin Doris Falter eingangs richtungsweisend formuliert, möge doch ein “hiesiges” Büro erhalten. So kam es auch: Nach den Präsentationen stimmten die Gemeinderäte ohne weitere Beratung in geheimer Wahl ab; im zweiten Durchgang setzten sich mit einfacher Mehrheit die Weinheimer Architekten Görtz und Fritz gegen Uwe Beuchle aus Lützelsachsen durch.
Das wettbewerbsfreie Verfahren stieß einigen Zuhörern in den Reihen des Publikums auf: Weinheim kaufe hier die “Katze im Sack ohne einen einzigen Entwurf gesehen zu haben”, formulierte auch Stadtrat Carsten Labudda (Die Linke).
Die RNZ fragte die Architekten aus dem Umland, die nicht zum Zuge gekommen waren, wie sie die Vorgehensweise der Stadt beurteilen. Keiner wollte namentlich zitiert werden, um eine weitere Zusammenarbeit bei anderen Projekten nicht zu blockieren. Der Idealfall wäre gewesen, einen Architektenwettbewerb auszuloben, hieß es unisono. Sicher koste das Zeit, und man müsse es organisieren. Aber so hätte die Stadt aus einigen Entwürfen auswählen können. Kritisch müsse man die Eile bewerten, die Weinheim an den Tag legte. Das Areal liege an der Bahnlinie auf schwierigem Grund: Ein Architekt sprach von einem “Haus mit vielen Fallen” und davon, dass eine Mehrfachbeauftragung mit bezahltem kleinen Vorentwurf, anschließender Diskussion und Auftragsvergabe der korrekte Weg gewesen wäre. Es sei in Ordnung, dass der Auftrag und somit die Gewerbesteuer am Ort blieben; “schräg” hingegen sei, dass das Gremium nach so einem Tag, ohne weitere Beratung und ohne Auswahlverfahren seine Entscheidung getroffen habe. “Für das Projekt ist es schade, dass man hier so eine Hektik aufbaut.”
Hätte man nach Fachkompetenz entschieden, wäre die Sache anders ausgegangen, glaubt ein anderer Architekt. Normal sei ein Bewerberverfahren, aus dem derjenige mit den meisten Qualifikationspunkten als Gewinner hervorgehe. “Wir sind überrascht, so etwas hatten wir zum ersten Mal.” Im Prinzip hätte man die Vergabeaufsicht informieren können. Dann hätte die Stadt ihren Auftrag wohl gleich knicken können, hieß es durchaus verärgert von dieser Seite.
Eine Stellungnahme vom Gewinner des Verfahrens, von SPD-Stadtrat Constantin Görtz, war auch nach mehrmaligen Versuchen nicht zu erhalten.
Kinderhaus in Lützelsachsen: Die nicht zum Zuge gekommenen Architekten wundern sich über das Entscheidungsverhalten im Gemeinderat.
Weinheim. (nip) In Lützelsachsen wird ein neues Kinderhaus für vier Kindergartengruppen mit je 20 Plätzen und zwei Krippengruppen mit je zehn Plätzen gebaut. Eines, das auf dem dafür vorgesehenen Grundstück deutlich größer ausfallen wird, als geplant, weil sich die Verwaltung offenbar überraschend mit einem höheren Bedarf an Betreuungsplätzen konfrontiert sah.
Sechs Architektenbüros bewarben sich in öffentlicher Gemeinderatssitzung um das 2,6 Millionen Euro Projekt, drei davon aus Weinheim, zwei aus Mannheim, eines aus Hirschberg. Den Zuschlag, so hatte es Lützelsachsens Ortsvorsteherin Doris Falter eingangs richtungsweisend formuliert, möge doch ein “hiesiges” Büro erhalten. So kam es auch: Nach den Präsentationen stimmten die Gemeinderäte ohne weitere Beratung in geheimer Wahl ab; im zweiten Durchgang setzten sich mit einfacher Mehrheit die Weinheimer Architekten Görtz und Fritz gegen Uwe Beuchle aus Lützelsachsen durch.
Das wettbewerbsfreie Verfahren stieß einigen Zuhörern in den Reihen des Publikums auf: Weinheim kaufe hier die “Katze im Sack ohne einen einzigen Entwurf gesehen zu haben”, formulierte auch Stadtrat Carsten Labudda (Die Linke).
Die RNZ fragte die Architekten aus dem Umland, die nicht zum Zuge gekommen waren, wie sie die Vorgehensweise der Stadt beurteilen. Keiner wollte namentlich zitiert werden, um eine weitere Zusammenarbeit bei anderen Projekten nicht zu blockieren. Der Idealfall wäre gewesen, einen Architektenwettbewerb auszuloben, hieß es unisono. Sicher koste das Zeit, und man müsse es organisieren. Aber so hätte die Stadt aus einigen Entwürfen auswählen können. Kritisch müsse man die Eile bewerten, die Weinheim an den Tag legte. Das Areal liege an der Bahnlinie auf schwierigem Grund: Ein Architekt sprach von einem “Haus mit vielen Fallen” und davon, dass eine Mehrfachbeauftragung mit bezahltem kleinen Vorentwurf, anschließender Diskussion und Auftragsvergabe der korrekte Weg gewesen wäre. Es sei in Ordnung, dass der Auftrag und somit die Gewerbesteuer am Ort blieben; “schräg” hingegen sei, dass das Gremium nach so einem Tag, ohne weitere Beratung und ohne Auswahlverfahren seine Entscheidung getroffen habe. “Für das Projekt ist es schade, dass man hier so eine Hektik aufbaut.”
Hätte man nach Fachkompetenz entschieden, wäre die Sache anders ausgegangen, glaubt ein anderer Architekt. Normal sei ein Bewerberverfahren, aus dem derjenige mit den meisten Qualifikationspunkten als Gewinner hervorgehe. “Wir sind überrascht, so etwas hatten wir zum ersten Mal.” Im Prinzip hätte man die Vergabeaufsicht informieren können. Dann hätte die Stadt ihren Auftrag wohl gleich knicken können, hieß es durchaus verärgert von dieser Seite.
Eine Stellungnahme vom Gewinner des Verfahrens, von SPD-Stadtrat Constantin Görtz, war auch nach mehrmaligen Versuchen nicht zu erhalten.
labudda - 29. Jun, 10:49
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