Kauft Weinheim die “Katze im Sack”?

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 21. Juni 2013]

Gemeinderat vergab Auftrag für Bau einer Kindertagesstätte in Lützelsachsen ohne Architektenwettbewerb und ohne Vorentwurf.

Weinheim. Stadtrat Carsten Labudda (Die Linke) regte sich auf: Das Ganze sei ein “unmögliches Verfahren”, für 2,6 Millionen Euro kaufe Weinheim die “Katze im Sack”, ohne zu wissen, wie die geplante Kindertageseinrichtung “Lützelsachsen Ebene” aussehen werde. Sicher sehe er ein, dass die Sache eile. “Aber man muss doch erst einmal sehen, ob ein Entwurf städtebaulich passt.” Deswegen habe er auch für einen Architektenwettbewerb plädiert, was Lützelsachsens Ortsvorsteherin Doris Falter und die Verwaltungsvorlage Weinheims aber anders empfohlen hatten.

Von Nicoline Pilz

So waren es schließlich sechs Architekten, denn Uwe Beuchle aus Lützelsachsen kam als Nachzügler kurzfristig dazu, die sich in öffentlicher Gemeinderatssitzung um das Millionenprojekt bewarben. Zehn Minuten Zeit hatten sie, um eigene Referenzobjekte zu beleuchten. Eineinhalb (!) Stunden später lief in der brütenden Hitze im Rolf-Engelbrecht-Haus nicht nur der Schweiß in Strömen. Beuchle, als Letzter an der Reihe, bekannte, er habe gar “Kniezittern” gehabt, als er die Präsentationen der Mitbewerber gesehen habe.

Dennoch kamen der Lützelsachsener und der Weinheimer Architekt Constantin Görtz, zugleich auch SPD-Gemeinderat, in die engere Wahl. Görtz schüttelte ein wenig ungläubig den Kopf, als er nach dem zweiten Wahlgang in wiederum geheimer Abstimmung als Gewinner des Verfahrens zurück an den Ratstisch ging. Das Architekturbüro Görtz und Fritz verfügt fraglos über Erfahrung: Sie bauten unter anderem den “Kita Bürgerpark” und das “Baumhaus” im Müllheimer Tal. Das Verfahren mutete auch Zuhörern im Publikum seltsam an: Es sei ein Unding, dass das Gremium allein aufgrund von Sachvorträgen der Architekten so ein Projekt entscheiden solle, grummelten einige. Und zwar unmittelbar im Anschluss, ohne Beratung, sondern in geheimer Wahl, ohne irgendeinen Entwurf gesehen zu haben.

Sehr überzeugend agierten zwei Architekturbüros aus Mannheim, die jedoch nicht zum Zuge kamen. Doris Falter hatte womöglich die Richtung vorgegeben, als sie wünschte, es möge ein “hiesiges” Büro den Zuschlag erhalten.

Klar ist, dass die Kindertagesstätte für vier Kindergartengruppen mit je 20 Plätzen und einem Raumbedarf von 513 Quadratmetern sowie zwei Krippengruppen mit je zehn Plätzen und einem Raumbedarf an 194 Quadratmetern konzipiert wird. Das Raumprogramm (Gesamtnutzungsfläche 1028 Quadratmeter) hatte der Gemeinderat im Mai beschlossen. Die Einrichtung soll mit drei Geschossen in Massivbauweise erstellt werden. Dabei drückt die Verwaltung aufs Tempo, denn die Kindertagesstätte soll zum Jahresende 2014 in Betrieb gehen. Offenbar häufen sich Anfragen von Interessenten, die nach Lützelsachsen ziehen wollen – vorausgesetzt, dort gibt es eine entsprechende Betreuungseinrichtung.

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