Demo vor dem “Schwarzen Ochsen”

[Weinheimer Nachrichten vom 15. Juni 2013]

Politik: Bei Informationsveranstaltung des Sulzbacher Netzwerks gegen Rechtsradikale gibt es Forderungen an die Stadt Weinheim / Keine NPD-Funktionäre gesehen.

Sulzbach. Im strömenden Gewitterregen harrten am Donnerstagabend die Teilnehmer eines Demonstrationszugs vor dem Gasthaus “Zum Schwarzen Ochsen” aus, um ihren Protest gegen die Umtriebe rechtsextremistischer Gruppen in Sulzbach zu bekunden – und das wieder einmal ganz spontan.

Eigentlich war die zunächst geplante Kundgebung vor dem Gasthaus, in dem seit März dieses Jahres bereits vier Mal Veranstaltungen oder Treffen der NPD stattfanden, einen Tag vorher abgesagt worden. Der Inhaber und Betreiber des “Schwarzen Ochsen” hatte zuvor versichert, dass er seine Räumlichkeiten doch nicht für eine “NPD-Bürgersprechstunde” zur Verfügung stellen werde (wir haben berichtet).

Stattdessen fand in dem gut 100 Meter entfernten Gasthaus “Zur Krone” am Donnerstag eine Informationsveranstaltung zum Thema “Rechtsradikale in der Region” statt. Als diese um 20.30 Uhr beendet war, kursierten Hinweise, dass sich doch Personen aus der rechten Szene im “Schwarzen Ochsen” aufhalten sollten. Daraufhin zogen rund 30 der insgesamt etwa 90 Teilnehmer der Informationsveranstaltung die B 3 entlang zum “Schwarzen Ochsen”. Begleitet von Polizeibeamten zweier Einsatzwagen aus Heidelberg, die vorsichtshalber für den Informationsabend in der “Krone” abgestellt worden waren.

Als sich der Demonstrationszug dem “Schwarzen Ochsen” näherte, regnete es noch nicht und Wirtssohn Roman Gassner saß in seinem Biergarten. Sprechchöre der sich nähernden Demonstranten drangen bereits herüber. Gassner stand auf und begab sich in seine Gaststätte. Ihm folgten wenige Sekunden später zwei Männer und eine Frau. Letztere drehte sich kurz vor der Eingangstür noch einmal um und zeigte den “Stinkefinger” in Richtung der Demonstranten.

Als diese vor dem Gasthaus eintrafen, riegelten die Polizeibeamten das Eingangstor zum Gelände ab. Der Einsatzleiter ging zusammen mit dem Weinheimer Stadtrat Carsten Labudda (Linke) in den Gastraum, um Ochsen-Wirt Adam Gassner zu befragen. Der erklärte, dass es keine NPD-Veranstaltung gebe und fügte hinzu, er sei “seit gestern entnazifiziert”. Die Gäste der ansonsten an diesem Abend geschlossenen Gaststätte seien eine befreundete Familie. Diese wurde nach Auflösung der Demonstration nach 21 Uhr unter Begleitung eines Polizisten zu ihrem Fahrzeug gebracht. Auch der Heidelberger Polizeisprecher Norbert Schätzle erklärte gestern auf Nachfrage, dass sich keine NPD-Funktionäre in der Gaststätte aufgehalten hätten und es auch keine Veranstaltung gegeben habe.

Auch Weinheim braucht Bündnis

Zuvor hatte es im Saal der “Krone” eine Informationsveranstaltung gegeben, zu der das im April gegründete Sulzbacher Netzwerk “Weinheim ist bunt nicht braun” zusammen mit den Weinheimer Grünen und der SPD eingeladen hatte. In der regen eineinhalbstündigen Diskussionsrunde gab es viel Lob für das Sulzbacher Netzwerk, in dem sich neben Vereinen und allen im Ortschaftsrat vertretenen Parteien auch das bürgerliche Lager stark engagiert.

Allerdings dürfe dies nicht nur in Sulzbach funktionieren, sondern müsse sich auch in der Stadt Weinheim etablieren. Die Gemeinderätinnen Elisabeth Krämer (Grüne/Alternative Liste) und Stella Kirgiane-Efremidis (SPD) teilten diese Forderung und hoffen, dass sich auch in Weinheim sämtliche demokratischen Kräfte in dieser Frage bald zu einem Bündnis zusammenschließen. Nach Informationen unserer Zeitung ist dies bereits geschehen: In dieser Woche soll sich das Aktionsbündnis Weinheim gegen Rechts gegründet haben, um deutliche Zeichen gegen rechtes Gedankengut in Weinheim zu setzen. Das Aktionsbündnis bezeichnet sich als offen für alle Vereine, Initiativen und Einzelpersonen, die sich gegen Rechtsextremismus wehren wollen.

“Menschenkette gegen rechts”

Den Sulzbacher Bürgern ging es auch um konkretere Aussagen. “Die entscheidende Frage ist doch, was passiert jetzt hier und wie reagieren wir darauf? Wir können nicht warten, bis es tatsächlich ein eventuelles NPD-Verbot gibt”, brachte es Karl Hilkert auf den Punkt. Und er hatte gleich noch einen praktischen Ratschlag, als Kramer und Kirgiane-Efremidis für eine Beteiligung an der “Menschenkette gegen rechts” am 6. Juli zwischen Heilbronn und Bietigheim-Bissingen warben. “Die Stadt Weinheim soll für die Teilnehmer einen Bus organisieren.” bk

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