[Leserbrief in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 28. September 2011]

„Externer Berater“ wegen der Stadtfinanzen.

In Weinheim breitet sich wieder mal ein heimtückisches Virus aus. Das Berateritisvirus. Hauptopfer sind bisher hauptsächlich Menschen, die öfters mal im Rathaus zu tun haben. Stark im Verdacht das Virus eingeschleppt zu haben, steht die Weinheimer FDP. Mehrere Bekennerschreiben liegen vor, manche sogar schon viele Jahre alt, die aber fatalerweise bisher als harmlos eingestuft wurden.

Hauptopfer der Berateritis sind Stadträte, die sich unter dem Decknamen „GR-Team Städtevergleich“ zuletzt überdurchschnittlich lange im Rathaus aufhielten oder mit gemeinderätlichen Themen befassten, wodurch anscheinend die Abwehrkräfte entscheidend geschwächt wurden, sodass das Virus leichtes Spiel hatte. Hauptsymptom ist zunächst das starke Verlangen nach einem „externen Berater“, weil innere Selbstheilungskräfte die Eiterherde nicht erkennen und bekämpfen könnten.

Das Verlangen nach externer Hilfe wird von dem mit dem Berateritisvirus befallenen Opfer als alternativlos angesehen. Es ist bereit, viel Geld – nicht das eigene – für externe Hilfe in die Hand zu nehmen, was bedeutet auszugeben, obwohl bereits ohne diese externe Hilfe eigentlich schon genau feststeht, wie sich selbst zu helfen wäre. In den letzten beiden Jahrzehnten ist eine Heerschar von Beratern durch deutsche Lande gezogen.

Viele haben davon zwar gut kassiert, aber nur verbrannte Erde zurückgelassen. Meistens wird ja bei Beauftragung eines unabhängigen externen Beraters schon im Auftrag mitgeliefert, wie das Beratungsergebnis aussehen soll. Könnte also eingespart werden. Tut man aber nicht, weil das Papier des Beraters gebraucht wird, um die Schuld weitergeben zu können, wenn’s schief geht.

Hier der Rat eines Laien: Zunächst einmal festlegen, was die Stadt Weinheim für ihre Einwohner leisten soll. Dann überlegen, wie das für alle Betroffenen am besten umgesetzt werden kann. Dazu bedarf es keiner kostspieligen externen Beratung. Wir haben genug Sachverstand in
der Stadt. Dieser muss nur abgerufen werden.

Matthias Hördt, Weinheim