Wo bleibt der Aufschrei?

[Leserbrief von Jürgen Gulden, veröffentlicht in den Weinheimer Nachrichten vom 03. April 2007 zum Artikel "Der Steinbruch arbeitet immer" (WN vom 28. März 2007)]

Mich empört immer wieder, wie leicht hier Gesetze umgangen werden können, wenn es um den schnöden Mammon geht. Die Interessen der Menschen, die hier um den Berg wohnen, werden da kalt lächelnd, wir werden da ja gar nicht informiert, zur Seite geschoben. Wohl wissend, dass hier schon seit längerem bestehende Verträge, die man anscheinend ganz bewusst der Öffentlichkeit vornthalten hat, von den Weinheimer Porphyrwerken ganz massiv gebrochen werden. Anstatt sich das ganze Ausmaß der Weinheimer Schande einmal von oben mit einem Flugzeug anzusehen, wird einfach so getan, als wäre das alles nicht passiert. Ich als Anwohner des Vogesenweges, direkt gegenüber des Steinbruches, kann die Bürgerinitiative "Rettet den Wachenberg" in ihrer Bemühung den Wachenberg zu retten, unterstützen und stärken, dem starken Druck der Betreiber nicht nachzugeben.

Selbst auf der Vogesenwegseite wackelt unser Haus, wenn gesprengt wird. So auch in dieser Woche. In der Nacht vor der Sprengung gab es wieder eine größere Hangabrutschung am Wachenberg. Die Sprengung gleich darauf. Das passt ja alles gut zusammen. Für wie viele Jahre soll hier denn Vorrat geschaffen werden, ohne dass die Aufsichtsbehörde ihrer Verpflichtung nachkommt? Mich hat dieser ganze Dreck und Staub, der tagtäglich zu unserem Wohnhaus herüber weht, sehr wahrscheinlich zum Asthmatiker gemacht. Beweisen kann ich dies leider nicht. Unser Wohnhaus ist übersät mit Rissen. Dies alles wäre ja noch zu verschmerzen, aber wann endlich wird hier etwas gegen diesen unverantwortlichen Eingriff in die Natur, der auch das Klima hier verändern wird, getan?

Wo ist der Aufschrei der von uns gewählten Politiker, um diese Schande zu verhindern? Die Menschen hier in unserer Region sollten an diese Taten (oder Nichttaten?) denken, wenn 2009 gewählt wird und nur Politiker wählen, denen das Wohl der Region mit ihren dort lebenden Menschen am Herzen liegt und die sich dafür auch eingesetzt haben.
labudda - 4. Apr, 19:57

"Der Steinbruch arbeitet immer"

[Weinheimer Nachrichten vom 28. März 2007]

Weinheim. (dra) Um den Steinbruch am Wachenberg ist viele Monate in der Öffentlichkeit Ruhe eingekehrt. Im Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises wartete man Monat um Monat auf einen erneuten Antrag auf Hangabflachung, die Bürgerinitiative "Rettet den Wachenberg" registrierte währenddessen Sprengung um Sprengung.

Jetzt hat sich der Wachenberg selbst zu Wort gemeldet: mit einer neuen Rutschung.

Dass erneut Gestein auf der Birkenauer Hangseite niederging hatten Anlieger des Wachenbergs Anfang des Monats mitbekommen. "Das für eine Rutschung typische lange Gesteinsrieseln danach war deutlich zu hören", sagt ein Mitglied der Bürgerinitiative "Rettet den Wachenberg", die sich in ihrer Sorge, dass am Berg keine Ruhe einkehren wird, bestärkt sieht. Die neue Rutschung ist kleiner als die große von 2003, bei der hunderte von Kubikmetern Porphyr den Berg herabgekommen waren. Aber sie ist links von der alten, inzwischen weitgehend ausgeräumten Abrutschstelle zu erkennen.

Im Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises wusste man gestern nichts von dem Ereignis am Wachenberg, wie Umweltdezernent Joachim Bauer auf Anfrage mitteilte. "Der Betreiber hat uns das bisher nicht gemeldet", lautete Bauers Auskunft. Dass die Instabilität des Berges auf Sprengungen zurückzuführen sein könnten, die in der Tiefe nach wie vor vorgenommen werden, und die das Landratsamt seit einem guten Jahr misst, glaubt Bauer nicht. Eher könne so etwas durch die milde Witterung hervorgerufen worden sein. Er erinnerte nicht nur an den milden Winter, sondern an die feuchten Schneemassen, die vor wenigen Tagen auch in den Wäldern für Schneebruch gesorgt hätten. Wasser und Temperaturschwankungen könnten zu solchen Ereignissen führen. Umweltdezernent Bauer wörtlich: "Der Steinbruch arbeitet immer."

Die Bürgerinitiative, die eine Einstellung der Arbeiten im Steinbruch, seine grundlegende Renaturierung und die Erhaltung der Wachenberg-Kuppe fordert, hat im vergangenen 24 Sprengungen registriert. In diesem Jahr folgten bislang fünf größere Sprengvorgänge, wie sie in einer eigenen Pressemitteilung bekannt gibt Durch Rutschungen in 2003 und der aktuellen kommt es nach Meinung der Initiative zu Überschreitungen der genehmigten Abbaugrenzen von 1983, Überschreitungen, die hätten vermieden werden können.

Im Landratsamt sieht man die Sache entspannter. Die Arbeit kann auch nach einer Rutschung im Steinbruch weitergehen, es sei denn, es sprächen Arbeitssicherheitsbedenken dagegen. Die Abbaugenehmigung generell sei von einer Rutschung nicht betroffen.

Mit einem Antrag bezüglich der Hangsicherung rechnet die zuständige Behörde in Heidelberg eigentlich täglich, nachdem sie Antragsunterlagen bereits vorgeprüft hatte und dem Antragsteller ein positives Signal gegeben werden konnte. Sollte dies geschehen, ist Anfang April mit der Anhörung der Träger öffentlicher Belange zu rechnen, ehe es noch im Laufe des April in die Offenlage geht.

Auch die Stadt Weinheim wird zum Vorhaben der Porphyrwerke Weinheim-Schriesheim, den Hang abzuflachen, gehört werden. Aus gesetzlichen Gründen sei das Einvernehmen herzustellen, teilte Bauer mit und verwies darauf, dass das Verfahren mit einem Bauantrag vergleichbar sei. Das bedeutet im Klartext: Die Kommune kann den Inhalt des Antrags nicht verändern. Der Umweltdezernent versichert schon im Vorhinein, dass im Zuge der künftigen Hangneigung die Kuppe des Berges nicht verändert werde. Bauer: "Ziele der Raumordnungs- und der Landeplanung werden nicht verändert." Gleichwohl hält der Mann vom Landratsamt dem Steinbruch-Betreiber zugute, dass er sogar freiwillig einer Umweltverträglichkeitsprüfung zustimmen wird.

Die Bürgerinitiative hat eine völlig andere Sichtweise der Dinge, wie sie in ihrer Pressemitteilung bekannt gibt Im unteren Bereich des Steinbruchs ist nach den Sprengtätigkeiten ein Großteil der einst bereits vorhandenen Begrünung verschwunden. Der Steinbruch ähnle eher einer Müllhalde, weil zahlreiche Abbauterrassen (Berme) verschwunden sind.

Beschwerden der Bürger würden vom Landratsamt als unbegründet abgewiesen, konkrete Fakten als subjektiv-emotional abgetan. Schriftliche Anfragen würden mit schwammigen Aussagen beantwortet. Dass es sich hier um handfeste Ängste von Bürgern um die Werte ihrer Häuser sowie ihre Gesundheit und Erwartungen in die Zukunft geht, scheine niemanden zu interessieren. Im Landratsamt bezeichnet man hingegen die Einwände der Initiative als wenig effektiv.

Statt der Einhaltung alter Auflagen soll nach Meinung der BI nun ein neuer Antrag der Steinbruchbetreiberin alte Verträge vergessen machen. "Für uns als Bürger ist nicht nachvollziehbar, wie ein neuer Antrag alte Auflagen vom Tisch wischen soll. Eine Hangsicherung kann niemals weiteren Abbau bedeuten", steht in der Pressemitteilung.

Nachdem der Bürgerinitiative "Rettet den Wachenberg" endlich die Genehmigung von 1983 vorliegt, hat sie diese Nichteinhaltung von bedeutenden Auflagen bei der Genehmigungsbehörde nachgefragt. Auf die Beantwortung dieser Fragen wartet sie seit über fünf Wochen.

Trackback URL:
https://linksparteiweinheim.twoday.net/stories/3527252/modTrackback



mitgliedwerden



Suche

 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Besucher

Counter
seit 01.10.2005


Presseecho
Pressemitteilungen
Termine
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren