Streikziel ist lohnend

Zum Thema Streik im öffentlichen Dienst

[Leserbrief von Matthias Hördt, erschienen in den Weinheimer Nachrichten vom 07. März 2006]

Die Moral der Streikenden im öffentlichen Dienst wird mit dem Argument torpediert: Der Streik sei unnötig, schließlich ginge es nur um ein paar Minuten am Tag, und da ihr Arbeitsplatz sicher sei, hätten sie kein Recht, sich zu beschweren. Bei 200 Arbeitstagen im Jahr machen 18 Minuten täglich unterm Strich 60 Stunden, also eineinhalb Arbeitswochen, mehr an Arbeit und weniger an Freizeit aus. Das ist doch etwas, worum es sich zu streiken lohnt. Wer meint, es sei ungerecht, dass der Beamte 41 Stunden und der Angestellte nur 38,5 Stunden arbeiten muss, hat Recht. Dann muss man eben die Arbeitszeit der Beamten wieder reduzieren. Wer immer noch meint, die Menschen sollten mehr arbeiten und die Wirtschaft die dazu notwendigen Arbeitsplätze bereitstellen, der scheint wohl noch nicht verstanden zu haben, für was die Wirtschaft eigentlich da ist. "Die Aufgabe der Wirtschaft ist es, den Menschen von der Arbeit zu befreien", meint zumindest der Milliardär und Inhalber der Drogeriemarktkette dm, Götz Werner. Und er meint noch weiter: "Die Wirtschaft muss die Güter nicht nur produzieren. Sie muss die Menschen auch mit ausreichend Geld ausstatten, um zu konsumieren." Das nenne ich fortschrittlich und unterstützenswert. Das erst genannte Ziel hat die Wirtschaft mittlerweile für viele Millionen Menschen hinbekommen. Das zweitgenannte ist leider noch nicht erreicht.

Die Kritiker des Streiks haben Recht, wenn sie die vielen unschuldigen Opfer beklagen, die darunter zu leiden hätten. Warum verordnet man nicht eine Höchtarbeitszeit von sagen wir zunächst einmal 32 Stunden pro Woche und einen gesetzlichen Mindestlohn von zehn Euro, um die Streiklust zu hemmen. Der Wirtschaft würden viele ungemütliche Tarifverhandlungen erspart, wo dann Tariflöhne unter sieben Euro herauskommen, die bei weitem nicht ausreichen, um die allseits beklagte Kaufzurückhaltung zu überwinden. Und gerade Gewerkschaftsgegner müssten ein großes Interesse an großzügigen gesetzlichen Mindeststandards haben, um so deren Daseinsberechtigung zu untergraben. Götz Werner, ein erfolgreicher Unternehmer, weist in die richtige die Richtung.

Was bieten dagegen die Parteien? CDU und SPD fordern länger zu arbeiten. Die WASG hat sogar das Wort Arbeit in ihrem Namen, was von daher nichts Gutes erwarten lässt. Glücklicherweise fordert deren Kandidat zur Landtagswahl, Jürgen Gulden, dass Arbeit wenigstens sinnvoll sein soll und er will sich für Arbeitszeitverlürzung einsetzen. Das lässt hoffen.

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