Stadträte votierten klar pro Altstadt-Galerie

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 18. September 2014]

Betreiberin Helga Tritschler: „Ich bin einfach nur glücklich“ – Tenor im Ratsausschuss: „Erhalt der Galerie ist wünschenswert“.

Von Philipp Weber.

Weinheim. Noch bevor OB Heiner Bernhard die Sitzung beendet hatte, war Helga Tritschler in die Räume ihrer Altstadt-Galerie geeilt. „Ich wollte die gute Nachricht einer Angestellten überbringen, die Angst um ihren Arbeitsplatz hatte“, so die Altstadt-Galeristin gestern Abend. Sie sei einfach nur glücklich und dankbar.

Ihre Freude kam nicht von ungefähr: Während der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) haben fast sämtliche Fraktionsredner für den Erhalt der Altstadt-Galerie in den städtischen Räumen am Marktplatz 3 plädiert. Und damit nicht genug: Mit einstimmiger Mehrheit beauftragen die Stadträte die Verwaltung, ein detaillierteres Konzept für ein künftiges Stadt- und Tourismusmarketing am Marktplatz vorzulegen – und sich dabei so weit wie möglich auf das Alte Rathaus zu beschränken. Daher entscheidet das Ratsplenum am kommenden Mittwoch nicht über ein neues Domizil für die Marketingstelle, Bernhard nahm das Thema noch gestern von der Tagesordnung.

Rückblick: 2013 hatte der Gemeinderat beschlossen, das Stadtmarketing ins Alte Rathaus zu holen. Gerechnet wurde mit Umbaukosten in Höhe von 250 000 Euro. Als sich der ATU gestern an die Verwirklichung des Umzugs machte, hatten sich die Voraussetzungen aber geändert: Nicht nur, dass man es jetzt mit Kosten in Höhe von 495 000 Euro zu tun hatte; die Stadt wollte auch die Erdgeschossräume am Marktplatz 3 fürs Stadtmarketing nutzen – und den 2015 auslaufenden Mietvertrag mit Tritschler nicht verlängern.

Argument der Stadt: Die Bedeutung des Tourismus wachse und ohne den Marktplatz 3 sei ein moderner Empfang für Besucher nicht drin. Dem wollten sich die Fraktionen so nicht anschließen. Holger Haring (CDU) plädierte dafür, Tritschlers „qualitätsvolles“ Geschäft am Marktplatz zu halten –und die Planung des neuen Marketingdomizils an die Architekten zurückzugeben. Eine weitere „Subventionierung“ der Galerie in Form eines niedrigen Mietzinses schloss er indessen aus. Ganz so weit gehen wollte SPD-Mann Daniel Schwöbel nicht. Das von der Stadt ins Spiel gebrachte künftige Mietniveau von 20 Euro pro Quadratmeter sei zu hoch angesetzt, zwölf Euro seien realistischer. In Sachen Stadtmarketing verlangte er, das Alte Rathaus effizient zu nutzen – und einen Teil der Marketingarbeitsplätze in den Vereinsräumen in den oberen Geschossen unterzubringen.

Für einen SPD-Rat ein durchaus brisanter Vorschlag: Einer der Mieter ist der DGB, der auch wenig zahlt. Nachdem auch die Freien Wähler ins selbe Horn gestoßen hatten, rechnete Susanne Krüger (FDP) mit der Stadt ab: Mehrfach habe die Verwaltung Initiativen angestoßen, um Einzelhändler an den Marktplatz zu locken. „Waren wir dagegen, wurden wir gerüffelt. Jetzt will man den Einzelhandel abschaffen.“ Ihr Vorschlag: Die Mietzinsen auf ein marktübliches Niveau heben – und in Sachen Stadtmarketing zum 2013 beschlossenen Volumen zurückkehren. Ebenso wie Elke König (WL) störte sie sich an der aus ihrer Sicht nicht ausreichend geklärten Frage, wie viele Menschen künftig für die Marketingstelle arbeiten sollen.

Auch das linke Spektrum votierte pro Altstadt-Galerie. Eigentlich sei die Vermietung der Räume laufendes Verwaltungsgeschäft, „aber ein Erhalt der Galerie würde mich sehr freuen“, so Alexander Boguslawski (GAL). Und auch Matthias Hördt verlangte eine Sicherung der Altstadt-Galerie. OB Bernhard wollte aber noch keine Verhandlungen mit der Galerie aufnehmen. „Erst muss ein neues Konzept her, dann reden wir über Mieten“, meinte er verärgert.

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